Inland

Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) hat gestern in der ZIB2 klargestellt, dass er sich an das Regierungsprogramm gebunden fühlt und die dort verankerten 6,4 Milliarden Euro an Einsparungen garantieren kann. Sollte der Bedarf – wie von den meisten Fachleuten erwartet – doch höher sein, schloss er weitergehende Maßnahmen nicht aus. Allerdings denkt er nicht an eine Vermögens- bzw. Erbschaftssteuer: „Für die nächsten fünf Jahre stehen sie nicht zur Debatte.“

An sich halte er Steuern auf hohe Erbschaften und Vermögen für ökonomisch sinnvoll. Doch stünden diese Steuern nicht im Regierungsprogramm, kämen also bis 2029 nicht. Er hoffe, dass man sie dann im Rahmen der nächsten Koalitionsverhandlungen umsetzen könne.

Was einen allfälligen höheren Einsparungsbedarf angeht, will Marterbauer auf die Ende März angekündigten Prognosen des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) warten. Dann werde die Regierung auf Basis der Zahlen beraten, wie man damit umgehe. Würden Maßnahmen gesetzt, dürften diese jedoch nicht die Konjunktur weiter abwürgen.

Ob es doch ein Defizitverfahren der EU geben könnte, wollte der Finanzminister nicht beurteilen. Das entscheide die Kommission. Er sei aber jedenfalls sicher, dass man die angepeilten 6,4 Milliarden einhalten werde. Er habe auch Verständnis dafür, dass einzelne Ministerien nicht bei sich sparen wollen. An den dort geplanten 1,1 Mrd. Euro an Einsparungen führe aber kein Weg vorbei.

Etwas mehr als eine Woche nach Angelobung der neuen Regierung aus ÖVP, SPÖ und NEOS hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen dieser Tage die Vorsitzenden der Oppositionsparteien, Herbert Kickl (FPÖ) und Werner Kogler (Grüne), in die Hofburg eingeladen. Es sei ihm wichtig, auch mit der Opposition in gutem Austausch zu sein, schrieb er nach dem Treffen mit Kickl gestern auf der Plattform X. „Für das Gelingen des gemeinsamen Projekts Österreich sind wir alle gefragt.“

Gerade in Phasen großer Veränderung gehe es darum, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen, betonte das Staatsoberhaupt auch nach seinem Termin mit Kogler. Das gelte für Regierung und Opposition gleichermaßen. „Jetzt geht es ums Kooperieren im Sinne des Staatsganzen“, so Van der Bellen.

Seit seinem letzten Besuch in der Hofburg habe sich in Österreich einiges getan, das „leider nicht zum Vorteil unserer Landsleute“ gewesen sei, spielte Kickl auf X auf seinen Termin mit Van der Bellen Mitte Februar an. Bei diesem hatte er nach dem Scheitern seiner Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP den Regierungsbildungsauftrag zurückgelegt. Das Gespräch mit dem Bundespräsidenten nannte er offen und konstruktiv.

Kogler hob seinerseits hervor, er schätze „die regelmäßigen Treffen“ mit Van der Bellen. Seine Partei werde ihren „Beitrag für eine stabile Republik und das gemeinsame Ganze leisten“, kündigte er an.

Die Regierungsparteien ÖVP, SPÖ und NEOS haben sich gestern im Verfassungsausschuss des Nationalrats mit den Grünen auf eine Änderung beim Vorsitz des Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus verständigt. Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ) dürfte damit den Vorsitz verlieren.

Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) hatte mehrmals seinen Rücktritt gefordert. Der Antrag sieht vor, dass die Leitung des Fonds nicht mehr zwingend beim Nationalratspräsidenten liegt. Er könnte sich mit der Gesetzesänderung vom Zweiten oder Dritten Präsidenten für bestimmte Angelegenheiten oder auch gesamthaft vertreten lassen.

Der Hauptausschuss des Nationalrats soll zudem den Zweiten oder Dritten Präsidenten zum Vorsitzenden des Kuratoriums, des obersten Organs des Fonds, wählen können – der Nationalratspräsident müsste damit nicht freiwillig Platz machen. Damit würden alle Aufgaben an die gewählte Person übergehen; aktuell wären das Peter Haubner (ÖVP) oder Doris Bures (SPÖ). Die FPÖ stimmte dem Antrag nicht zu.

Ausland

US-Präsident Donald Trump hat seine Pläne für eine Annexion von Grönland bekräftigt. „Ich denke, es wird passieren“, sagte er gestern bei einem Treffen mit NATO-Generalsekretär Mark Rutte im Weißen Haus. „Wissen Sie, Mark, wir brauchen das für die internationale Sicherheit.“ Er deutete eine zunehmende Präsenz russischer und chinesischer Schiffe nahe der Küste der arktischen Insel an.

Rutte betonte, er wolle die NATO „da nicht mit hineinziehen“. Er teile jedoch Trumps Einschätzung mit Blick auf „den hohen Norden und die Arktis“. „Die Chinesen nutzen jetzt diese Routen. Wir wissen, dass die Russen aufrüsten. Wir wissen, dass wir einen Mangel an Eisbrechern haben“, sagte der NATO-Generalsekretär. Es sei daher wichtig, dass alle Anrainerstaaten der Arktis mit Ausnahme Russlands unter der Führung der USA zusammenarbeiteten, „um sicherzustellen, dass diese Region, dieser Teil der Welt sicher bleibt“.

Grönländer lehnen Pläne ab

Trump hatte zuvor bereits damit gedroht, Grönland notfalls mit Gewalt den Vereinigten Staaten einzuverleiben. In der vergangenen Woche hatte er in einer Rede vor dem US-Kongress seine bereits im Wahlkampf angekündigten Übernahmepläne für das rohstoffreiche Inselgebiet bekräftigt.

Zwar unterstützten die USA das Recht der dortigen Bevölkerung, selbst über ihre Zukunft zu entscheiden, betonte der Republikaner. Er sei aber sicher, dass die USA Grönland „auf die eine oder andere Weise“ bekommen würden. Jüngste Umfragen zeigen allerdings, dass 85 Prozent der Grönländer Trumps Übernahmepläne ablehnen.

Nach dem Sturz der konservativen Minderheitsregierung in Portugal hat Präsident Marcelo Rebelo de Sousa gestern das Parlament aufgelöst und für den 18. Mai eine vorgezogene Wahl angesetzt.

Die Entscheidung war erwartet worden, nachdem der Präsident die wichtigsten politischen Parteien und den ihn beratenden Staatsrat konsultiert hatte. Bis zur Bildung einer neuen Regierung bleibt die Mitte-rechts-Regierung von Ministerpräsident Luis Montenegro geschäftsführend im Amt.

Dritte Wahl in rund drei Jahren

Es ist bereits die dritte Wahl in Portugal innerhalb von gut drei Jahren. Montenegro hatte im Parlament die Vertrauensfrage gestellt und diese Dienstagabend verloren. Die Opposition hatte dem Regierungschef mit einer parlamentarischen Untersuchung gedroht.

Sie wirft ihm Vorteilsannahme vor und ist der Auffassung, dass Montenegro wegen der Beratungsfirma seiner Familie in einem Interessenkonflikt steht und von deren Verträgen mit privaten Unternehmen profitiert hat. Montenegro bestreitet jegliche Interessenkonflikte und ethische Verfehlungen. Die Staatsanwaltschaft prüft einige Vorwürfe, Ermittlungen gibt es jedoch nicht.

Rechtsextreme Partei in Umfragen auf Platz drei

Die in Portugal konservativ ausgerichteten Sozialdemokraten von Montenegro haben sich hinter den Regierungschef gestellt und wollen mit ihm in den Wahlkampf ziehen. Umfragen aus der vergangenen Woche zufolge haben die Sozialisten – die größte Oppositionspartei – einen knappen Vorsprung vor dem von Montenegro angeführten Bündnis.

Die meisten Erhebungen sehen beide Lager jedoch gleichauf bei rund 30 Prozent, was kaum eine Veränderung gegenüber der Wahl im vergangenen Jahr bedeuten würde. Das weckt die Befürchtung, dass eine nationale Abstimmung die politische Instabilität nur verfestigen würde. Die rechtsextreme Chega liegt in den Umfragen stabil auf dem dritten Platz.

In den USA hat ein Bundesrichter die Wiedereinstellung Tausender öffentlicher Bediensteter angeordnet, denen in der Probezeit gekündigt worden war.

Die Entlassungen mit „schlechter Leistung“ zu begründen sei eine „Täuschung, um auf diese Weise gesetzliche Anforderungen zu umgehen“, erklärte der im kalifornischen San Francisco ansässige Bundesrichter William Alsup nach Informationen der „New York Times“ (Donnerstag-Ausgabe).

Klage der Gewerkschaften ausschlaggebend

Er wies die Ministerien für Finanzen, Verteidigung, Landwirtschaft, Energie, Inneres und Veteranen an, alle diejenigen wieder einzustellen, die auf nicht korrekte Weise entlassen worden seien. Alsup reagierte mit seiner Anordnung auf eine Klage der Gewerkschaften.

US-Präsident Donald Trump beauftragte nach seinem Amtsantritt den mit ihm verbündeten Tech-Multimilliardär Elon Musk federführend mit einem radikalen Kosten- und Personalabbau in den Bundesbehörden.

Zehntausende öffentliche Bedienstete wurden bereits entlassen, was eine Welle der Entrüstung auslöste. Gegen den von Trump und Musk initiierten Kahlschlag bei den Bundesbehörden gibt es inzwischen eine Flut von Gerichtsverfahren.

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) ist vor dem deutschen Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe mit dem Versuch gescheitert, noch vor Feststellung des endgültigen Wahlergebnisses zur Bundestagswahl eine Neuauszählung der Stimmen zu erreichen.

Das Gericht lehnte gestern in Karlsruhe mehrere entsprechende Anträge ab. Damit kann das amtliche Endergebnis morgen festgestellt werden.

Koalitionsverhandlungen starten

Unterdessen starteten die Koalitionsverhandlungen in Deutschland. Zweieinhalb Wochen nach der Bundestagswahl nahmen Union und SPD formelle Koalitionsverhandlungen über die Bildung einer neuen Regierung auf.

Die 19 Hauptverhandler von CDU, CSU und SPD kamen am Abend in der CDU-Zentrale in Berlin zu einem Auftakttreffen mit den Vorsitzenden der 16 eingesetzten Arbeitsgruppen zusammen.

Die Arbeitsgruppen mit ihren jeweils 16 Mitgliedern sollen anschließend bis zum 24. März Textvorschläge für den Koalitionsvertrag erarbeiten. Grundlage ist ein elfseitiges Papier, auf das sich beide Seiten in Sondierungsgesprächen geeinigt haben.

Merz für Einigung mit Grünen zuversichtlich

Union-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) sieht die Gespräche mit den Grünen über eine Unterstützung für das geplante schwarz-rote Finanzpaket trotz aller Schwierigkeiten auf einem guten Weg.

„Wir haben ja auch noch einmal Änderungsvorschläge unterbreitet, und jetzt sprechen wir mit den Grünen. Ich bin zuversichtlich, dass uns das in der nächsten Woche gelingt“, sagte der Unionsfraktionschef im ZDF-„heute journal“ unmittelbar nach dem Auftakt der Koalitionsverhandlungen mit der SPD.

Hunderte propalästinensische Demonstranten und Demonstrantinnen haben gestern den Trump Tower in New York gestürmt. Mehrere Menschen wurden von der Polizei abgeführt, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die Polizei bestätigte zunächst keine Festnahmen.

Die Gruppe, die offenbar die Sicherheitskräfte und die Polizei überrumpelt hatte, rief „Bekämpft Nazis, nicht Studenten“. Dabei handelte es sich um eine Anspielung auf Trumps Vorgehen gegen ausländische Studierende, die an propalästinensischen Protesten beteiligt waren.

Am Wochenende war der palästinensische Student und Aktivist Mahmud Khalil von Mitarbeitern der Einwanderungs- und Grenzschutzbehörde festgenommen worden. Ihm wird vorgeworfen, während propalästinensischer Proteste an der Columbia University in New York im vergangenen Jahr hamasfreundliche Ansichten vertreten zu haben. Khalil war an der Universität eines der bekanntesten Gesichter der Proteste gegen den Krieg im Gazastreifen.

Wirtschaft

Tesla warnt vor möglichen Vergeltungszöllen gegen den E-Autobauer als Reaktion auf die Politik von US-Präsident Donald Trump. „US-Exporteure sind von Natur aus unverhältnismäßigen Auswirkungen ausgesetzt, wenn andere Länder auf US-Handelsmaßnahmen reagieren“, schrieb Tesla an das Büro des US-Handelsbeauftragten. Das berichtete die „Financial Times“ gestern.

„Zum Beispiel haben frühere US-Handelsmaßnahmen zu sofortigen Reaktionen der betroffenen Länder geführt, einschließlich erhöhter Zölle auf in diese Länder importierte Elektrofahrzeuge.“ Als amerikanischer Hersteller und Exporteur fordere Tesla den Handelsbeauftragten auf, die nachgelagerten Auswirkungen bestimmter vorgeschlagener Maßnahmen zur Bekämpfung unfairer Handelspraktiken zu berücksichtigen.

Trump erwägt, Anfang April erhebliche Zölle auf Fahrzeuge und Teile aus aller Welt zu erheben. Tesla reagierte nicht sofort auf die Bitte von Reuters um einen Kommentar.

Medien

Das Regierungsprogramm von ÖVP, SPÖ und NEOS hat den ORF-Stiftungsrat gestern beschäftigt. Die Bundesregierung beschloss eine Nichtvalorisierung des ORF-Beitrags bis 2029. ORF-Chef Roland Weißmann leitet daraus einen Sparbedarf in Höhe von ca. 220 Millionen Euro ab.

Thomas Zach, Leiter des ÖVP-nahen „Freundeskreises“, sprach von einer „sicherlich schwierigen Übung“, Effizienzsteigerungen durchzuführen und dabei weiterhin den öffentlich-rechtlichen Auftrag zu erfüllen. Heinz Lederer, der für den SPÖ-nahen „Freundeskreis“ spricht, empfahl der ORF-Geschäftsführung ein „konzentriertes Studium“ des Regierungsprogramms und nicht nur ein bloßes „Hinstarren“ auf den ORF-Beitrag.

Westenthaler gegen Umbau des Eingangsbereichs

Rund um die Spardebatte beschäftigte einzelne Stiftungsräte auch, ob ein Umbau des Eingangsbereichs zum ORF-Zentrum samt neuer Portierloge wirklich erforderlich sei. FPÖ-Stiftungsrat Peter Westenthaler sprach davon, dass Investitionen in Höhe von acht Millionen Euro „nicht nötig“ seien. Westenthalers Antrag gegen den Bau sei „mit überwältigender Mehrheit“ abgelehnt worden, erklärte Zach.

Das Portierhaus koste nur einen Bruchteil der kolportierten Summe, heißt es vom ORF. Trotz Preissteigerungen von bis zu 30 Prozent sei das gesamte Mediencampusprojekt bisher im Zeit- und Kostenplan geblieben. Dieses stehe nun kurz vor der Fertigstellung. Der gesamte Eingangsbereich mit zeitgemäßer Sicherheitszentrale soll ein modernes Zentrum für jährlich 120.000 Besucherinnen und Besucher ermöglichen. Die Kosten dafür bewegen sich demnach im Rahmen des genehmigten Budgets.

Gremienreform steht an

Es war vermutlich die letzte Stiftungsratssitzung, bevor eine ORF-Gremienreform von der Regierung umgesetzt wird, die möglicherweise eine Neukonstituierung bringt. Aus dem Regierungsprogramm geht hervor, dass ein Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs, das ein zu großes Gewicht der Regierung bei der Bestellung des ORF-Stiftungsrats feststellte, umgesetzt werden soll.

Geplant ist, dass die Bundesregierung künftig sechs (anstatt neun) Personen ins oberste ORF-Gremien entsendet, wobei eine öffentliche Ausschreibung samt neuer Qualifikationsanforderungen erfolgen soll. Im Gegenzug ist geplant, dass künftig neun (anstatt sechs) Personen aus den Reihen des ORF-Publikumsrats im Stiftungsrat vertreten sind. Die Verhandlungen über die notwendige Gremienreform sind jedoch noch nicht abgeschlossen.

EU

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat gestern mit einem Urteil die Rechte von Transpersonen bei der Änderung ihres Geschlechtseintrags gestärkt. Die Richterinnen und Richter stellten unter anderem klar, dass Behörden für eine entsprechende Änderung keinesfalls den Nachweis einer Operation fordern dürfen.

Sie unterstrichen in dem Urteil zudem das individuelle Recht, falsche personenbezogene Daten unverzüglich berichtigen zu können – also auch mit Bezug auf das eigene Geschlecht.

Konkret ging es in dem Fall um einen iranischen Flüchtling, der wegen seiner Transidentität in Ungarn einen Schutzstatus zugesprochen bekam.

Laut EuGH-Mitteilung legte der Mann psychiatrische und gynäkologische Atteste vor, nach denen er zwar „als Frau geboren“ wurde, jedoch eine männliche Geschlechtsidentität hat. Trotzdem führte die Behörde ihn als Frau und verweigerte ihm eine Änderung des Eintrags – mit der Begründung, dass keine geschlechtsangleichende Operation stattgefunden habe. Der Iraner zog vor Gericht, das den Fall an den EuGH verwies.

Fehlendes nationales Recht darf kein Hindernis sein

Das ungarische Gericht wies auch darauf hin, dass es schlicht keine nationale Regelung für die Anerkennung von Transidentität gebe. Nach Auffassung des EuGH darf das aber keine Erklärung sein, um Menschen die Berichtigung falscher personenbezogener Daten zu verweigern.

Transmenschen oder Transgender sind Personen, die sich dem Geschlecht, das ihnen bei Geburt zugeschrieben wurde, nicht zugehörig fühlen.

Gesundheit

Die Zahl der Masernfälle in Europa hat sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im vergangenen Jahr verdoppelt und den höchsten Stand seit 25 Jahren erreicht.

Insgesamt wurden in der WHO-Region Europa, die 53 Länder bis nach Zentralasien umfasst, im vergangenen Jahr 127.350 Erkrankungen und 38 Todesfälle durch die Masern registriert, wie die WHO gestern berichtete. Mit knapp 31.000 und rund 28.000 Fällen am stärksten betroffen waren Rumänien und Kasachstan.

„Die Masern sind zurück“

„Die Masern sind zurück, das ist ein Weckruf“, erklärte WHO-Europadirektor Hans Kluge. Er rief Regierungen und Behörden auf, ihre Anstrengungen zur Immunisierung bisher noch gar nicht oder nicht ausreichend geimpfter Bevölkerungsgruppen zu verstärken.

Bei der Hälfte der in Europa registrierten Masernfälle war eine Krankenhausbehandlung der Infizierten notwendig. Etwa 40 Prozent der Patienten waren Kinder unter fünf Jahren. Masern sind eine hoch ansteckende Viruserkrankung. Neben typischen Symptomen wie Fieber und rotem Hautausschlag können auch lebensgefährliche Komplikationen wie Hirnhautentzündung auftreten.

Europaweit war die Zahl der Masernfälle von 216.000 im Jahr 1997 auf 4.440 im Jahr 2016 zurückgegangen. Vor allem seit 2023 steigt die Zahl der Fälle wieder stark, unter anderem wegen eines Rückgangs der Impfungen während der Coronavirus-Pandemie.

Heuer in Österreich schon 56 Fälle

In Österreich wurden seit Jahresanfang 2025 laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) 56 bestätigte oder wahrscheinliche Masernerkrankungen im epidemiologischen Meldesystem (EMS) erfasst (Stand 12. März). 15 Personen (27,8 Prozent) mussten in einem Krankenhaus behandelt werden, eine davon auf einer Intensivstation. „Mit weiteren Masernerkrankungen ist zu rechnen“, so die AGES.

2024 gab es in Österreich 542 registrierte Maserninfektionen. Von den 527 Fällen mit vorliegenden Angaben zur Hospitalisierung wurden 120 Personen (22,8 Prozent) im Spital behandelt, vier davon auf einer Intensivstation.

Kultur

Sofia Gubaidulina ist tot. Sie verstarb im Alter von 93 Jahren nahe Hamburg, wie ihr Verlag Boosey & Hawkes gestern mitteilte. Gubaidulina galt als eine der wichtigsten Komponistinnen der Gegenwart und feierte gerade in den vergangenen Jahren große Erfolge auf den internationalen Klassikbühnen.

Die Komponistin Sofia Gubaidulina

Die Komponistin kam am 24. Oktober 1931 in Tschistopol an der Wolga in der damaligen Tatarischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik zur Welt, studierte in Kasan und Moskau Musik und arbeitete seit 1963 als freie Komponistin. Als kulturelle Wurzeln nannte sie die Prägung durch jüdische Lehrer, die frühe Begegnung mit der deutschen Kultur und ihre russisch-tatarische Herkunft.

In Heimat mit Skepsis betrachtet

Ihr Geld musste sich Gubaidulina lange mit dem Schreiben von Filmmusik verdienen, ihre Werke wurden in der Sowjetunion mit Skepsis betrachtet und kaum aufgeführt.

1975 gründete die Musikerin in ihrer Heimat mit Viktor Suslin und Wjatscheslaw Artjomow die Improvisationsgruppe „Astreja“, die sie später in Deutschland gemeinsam mit Suslin erneut ins Leben rief. Nach einem Auftritt 1977 wurde dem Ensemble vom Sowjetstaat vorgehalten, die Musik sei „Kakophonie und eine Krankheit“.

Der Durchbruch im Westen, wo ihre Werke bereits seit den 60er Jahren aufgeführt wurden, gelang Gubaidulina 1981 mit der Uraufführung ihres Gidon Kremer zugedachten Violinkonzerts „Offertorium“. Seit 1992 lebte Gubaidulina nahe Hamburg.

Nicht zuletzt war Gubaidulina auch in Österreich stark präsent. Die Salzburger Festspiele, das Neue-Musik-Festival Wien Modern, die Wiener Festwochen und die Osterfestspiele Salzburg brachten verlässlich Werke der Komponistin zur Aufführung.

Panorama

Ein Video, das eine US-Influencerin dabei zeigt, wie sie nach einem jungen Wombat greift, hat in Australien Empörung ausgelöst.

Das auf Instagram veröffentlichte und inzwischen gelöschte Video zeigt, wie die von australischen Medien als Outdoor-Influencerin Sam Jones identifizierte Frau das fauchende und strampelnde Jungtier in freier Wildbahn vom Boden hochreißt und dann triumphierend in die Kamera sagt: „Ich habe ein Wombatbaby gefangen.“ Später setzt sie das Wildtier am Rande einer Landstraße wieder ab.

Der Vorfall löste unter Tierfreundinnen und -freunden und Naturschützern einen Sturm der Entrüstung aus, auch Regierungsmitglieder äußerten sich. Die Aufnahmen seien „ziemlich schrecklich“, kommentierte Außenministerin Penny Wong den Vorfall gestern im Fernsehsender Channel Seven. „Jeder, der das gesehen hat, wird denken: Bitte, lass den Wombat in Ruhe!“

Innenminister lässt Visa prüfen

Innenminister Tony Burke lässt nach eigenen Angaben jetzt prüfen, ob die Frau gegen ihre Visabedingungen verstoßen hat. „Ich kann es kaum erwarten, dass dieses Individuum Australien verlässt, ich glaube nicht, dass sie zurückkommen wird“, sagte er.

Die australische Gesellschaft zum Schutz der Wombats kritisierte, die Influencerin habe offensichtlich „auf der Jagd nach Likes ein Wombatjunges misshandelt“. Anschließend habe sie das schutzlose Jungtier auch noch am Straßenrand abgesetzt und damit der Gefahr ausgesetzt, überfahren zu werden.

Wombats sind rundliche und in unterirdischen Höhlen lebende Beuteltiere, die im südlichen und östlichen Australien verbreitet sind.