Thesprotos
Thesprotos (altgriechisch Θεσπρωτός) war in der griechischen Mythologie der eponyme Heros der Thesproter. Er war der zweite Sohn der 50 Kinder des arkadischen Königs Lykaon.[1] Er wird auch als Sohn des Pelasgos bezeichnet.[2] Lykaon war mit mehreren Frauen verheiratet und so ist nicht bekannt, ob Kyllene[3], Nonakris[4] oder eine andere Frau Thesprotos’ Mutter war. Da Lykaon und seine Kinder ungezügelt und schändlich lebten, wurden alle bis auf den jüngsten Sohn Nyktimos von Zeus mit einem Blitz erschlagen.[5]
Nach einer anderen Version verließen einige der 22 Söhne des Lykaon ihre Heimat, da sie mit dem kleinen Erbe, das sie erhalten sollten, unzufrieden waren.[6] Thesprotos landete an der Mündung des Acheron und gründete Thesprotia. Er zeugte den Ambrakos, den Gründer von Ambrakia.[7] Thesprotos soll auch die Stadt Kichyros, die später nach seinem Enkel Ephyros benannt wurde, gegründet haben.
Nachdem Atreus, die beiden Kinder seines Bruders Thyestes getötet hatte, floh dieser zu Thesprotos. Hyginus Mythographus verlegte dessen Residenz vom Acherousischen See in Epirus an den See von Avernus in Italien. Ein Orakel hatte Thyestes offenbart, dass ein Sohn, den er mit seiner Tochter Pelopeia zeugt, den Atreus schließlich töten würde, und so teilte er mit seiner Tochter das Bett. Kurze Zeit später besuchte Atreus auf der Suche nach seinem Bruder Thyestes König Thesprotos. Thyestes war inzwischen abgereist, seine Tochter weilte jedoch noch bei Thesprotos. Atreus glaubte, Pelopeia sei die Tochter des Thesprotos, und hielt um ihre Hand an. Thesprotos willigte ein und so heiratete er die Tochter seines Bruders. Sie gebar den Aigisthos, der später Atreus tötete.[8]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Otto Höfer: Thesprotos 1. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 5, Leipzig 1924, Sp. 775 (Digitalisat).
- Karl Scherling: Thesprotos. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VI A,1, Stuttgart 1936, Sp. 69 f.
- Eckard Lefèvre: Der Thyestes des Lucius Varius Rufus: zehn Überlegungen zu seiner Rekonstruktion (= Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse. Jahrgang 1976, Nummer 9). Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz in Kommission bei Franz Steiner, Wiesbaden 1976, ISBN 3-515-02537-5 (Digitalisat).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bibliotheke des Apollodor 3.96; Stephanos von Byzanz: Ambrakia in Ethnika (Digitalisat); Johannes Tzetzes, Isaak Tzetzes: Ad Lykophron 481 (Digitalisat)
- ↑ Stephanos von Byzanz: Ephyra in Ethnika
- ↑ Dionysios von Halikarnassos, Römische Frühgeschichte 1.13.1 (Digitalisat)
- ↑ Pausanias, Reisen in Griechenland 8.17.6
- ↑ Bibliotheke des Apollodor 3.96
- ↑ Dionysios von Halikarnassos, Römische Frühgeschichte 1.11.3
- ↑ Stephanos von Byzanz: Ambrakia und Ephyra in Ethnika
- ↑ Hyginus Mythographus, Fabeln 88 (Digitalisat)