Wallerstädten

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Wallerstädten
Wappen von Wallerstädten
Koordinaten: 49° 54′ N, 8° 27′ OKoordinaten: 49° 54′ 13″ N, 8° 27′ 3″ O
Höhe: 86 m ü. NHN
Fläche: 9,95 km²[1]
Einwohner: 2725 (10. Nov. 2021)[2]
Bevölkerungsdichte: 274 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Postleitzahl: 64521
Vorwahl: 06152
Das alte Rathaus
Das alte Rathaus

Wallerstädten ist ein Stadtteil der südhessischen Kreisstadt Groß-Gerau im gleichnamigen Landkreis Groß-Gerau.

Wallerstädten liegt etwa einen Kilometer südwestlich der Kernstadt Groß-Gerau. Es gehört zum Rhein-Main-Gebiet und liegt zwischen Darmstadt und Mainz am Nordrand des Hessischen Rieds und auf der südlichen Seite des Landgrabens, der das Innenstadtgebiet von Darmstadt bei Trebur in den Schwarzbach entwässert, der seinerseits bei Ginsheim-Gustavsburg in den Rhein mündet.

Um den alten Ortskern entstanden drei größere Neubausiedlungen. Es begann in den 1960er Jahren mit der sogenannten „Siedlung“ im Südwesten. Um 1980 kam im Südosten das Neubaugebiet „Lange Hecke“ hinzu und schließlich in den frühen 1990er Jahren das sogenannte „Häuserfeld“ nordwestlich des Ortskerns. Das älteste Gebäude Wallerstädtens, die Alte Mühle von 1619, steht als einziges Anwesen des Dorfes auf der Nordseite des Landgrabens.

Die nächstgelegenen Ortschaften sind die Kernstadt Groß-Gerau im Nordosten, Berkach im Osten, Dornheim im Südosten, Leeheim im Süden, Geinsheim im Südwesten, Trebur im Nordwesten und Nauheim im Norden.

Evangelische Kirche

Wallerstädten wurde im Jahre 1281 erstmals urkundlich als Waldirsteden erwähnt. Der Ortsname bedeutete ursprünglich Stätten im Wald. Gräber weisen auf eine Besiedelung schon um 600 n. Chr. hin. In den historischen Unterlagen findet Wallerstädten in den folgenden Jahrhunderten unter anderem mit diesen Ortsnamen Erwähnung: Walderadesteden im Jahr 1326, Stederweg in der Gemeinde Dornheim 1326, Walder Steden 1403, Steden gen. Waldsteden 1414, Waldersteten 1450, Walersteden 1613 und Wallerstätten im Jahr 1733.[1]

Wallerstädten gehörte zu den Königsgütern und wurde 1013 durch König Heinrich II. an das Bistum Würzburg vergeben. Später war es Teil der Obergrafschaft Katzenelnbogen und danach der Landgrafschaft Hessen. 1518 fiel der Ort einer Brandschatzung durch Franz von Sickingen zum Opfer. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Wallerstädten im Jahr 1622 von mansfeldischen Truppen noch einmal zerstört.[3]

Verwaltungsmäßig gehörte Wallerstädten bis 1820 zum Amt Rüsselsheim, das ab 1806 zur Provinz Starkenburg des Großherzogtums Hessen gehörte. 1821 wurden im Großherzogtum Landratsbezirke eingeführt und Wallerstädten wurde dem Landratsbezirk Dornberg zugeteilt.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Wallerstädten:

»Wallerstädten (L. Bez. Dornberg) luth. Pfarrdorf; liegt am Landbach, so wie an der von Darmstadt nach dem Rhein ziehenden Chaussee und 34 St. von Dornberg. Der Ort hat 94 Häuser und 651 Einw., die außer 10 Kath. und 33 Juden luth. sind. Die Kapelle zu St. Valentin und Ottilie wurde von dem Caplan in Großgerau besorgt; später bekam zwar der Ort einen eignen Prediger, blieb aber immer noch mit Großgerau in kirchlicher Hinsicht verbunden, bis er endlich 1822 zur eignen Pfarrei erhoben wurde. Unterm Jahr 1238 kommt in der Gemarkung der Hof Altloch vor, der aber ausgegangen ist.«[4]

1832 wurden Kreise geschaffen. Dabei kam Wallerstädten in den Kreis Groß-Gerau. Die Provinzen, die Kreise und die Landratsbezirke des Großherzogtums wurden am 31. Juli 1848 abgeschafft und durch Regierungsbezirke ersetzt, was jedoch bereits am 12. Mai 1852 wieder rückgängig gemacht wurde. Daher gehörte Wallerstädten von 1848 bis 1852 zum Regierungsbezirk Darmstadt, bevor wieder der Kreis Groß-Gerau für die übergeordnete Verwaltung zuständig wurde. Dort verblieb der Ort durch alle weiteren Verwaltungsreformen bis heute.[1]

Die zuständige Gerichtsbarkeit war, während der Zugehörigkeit zu Hessen-Darmstadt, von 1821 bis 1879 das Landgericht Großgerau und ab 1879 das daraus hervorgegangene Amtsgericht Groß-Gerau.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstanden zahlreiche stattliche Bauten, darunter das Fachwerkrathaus mit massivem Untergeschoss. Wallerstädten erhielt 1963 den Titel Schönstes Dorf des Kreises Groß-Gerau.[3]

In der Gemarkung Wallerstädten gab es große Apfelbaumkulturen. Die dort geernteten Äpfel hatten weit über die Ortsgrenzen einen guten Ruf. Daher trugen die Einwohner des Ortes den Spitznamen Wallersteerer Äppelköpp („Wallerstädter Apfelköpfe“).[5]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurden die Gemeinde Dornheim, Wallerstädten und Groß-Gerau am 1. Januar 1977 kraft Landesgesetz zur neuen Stadt Groß-Gerau zusammengeschlossen.[6] Ortsbezirke wurden nicht gebildet.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Wallerstädten angehört(e):[1][7][8]

Sattelbahn im Safariland

Von 1970 bis 1985 gab es in Wallerstädten das Safariland , seinerzeit der größte Safari- und Freizeitpark Deutschlands, der laufend erweitert wurde. Man konnte mit dem Auto oder dem Safari-Bus durch Freigehege fahren, in denen Tiger und Löwen gehalten wurden. 1971 wurde eine Einschienenbahn, mit der man über das Serengetigelände fahren konnte, eingeweiht.[11] Das Safariland war damals sehr gut besucht. Die Gemeinde Wallerstädten plante sogar den Bau einer Umgehungsstraße, da sich die Autos der Safariland-Besucher an guten Tagen bis in den Ort stauten.

Ab 1974 wurde das Gelände für Besucherfahrzeuge gesperrt. Stattdessen fuhr die Safaribahn im Western-Look durch das Gelände, wo über 250 Tiere, unter anderem Elefanten, Giraffen, Zebras, Emus, Kamele, Straußen, gehalten wurden. Es gab von 1973 bis 1983 unter einer Traglufthalle ein Delphinarium mit Delfin-Schau.[12] Ein 180-Grad-Kino wurde eingerichtet[13] und im Jahr 1979 ein Mad House, das Alte Haus von Rocki-Tocki, eröffnet.[14] Weitere Attraktionen waren Affeninsel[15], Schauspielbühne, Ponyreiten, Pferdereitbahn, Bogenschießen, Kinder- und Erwachsenen-Spielplatz, Mondbasis, Rutschberg, Vogelfreiflughalle, Pfahldorf und Spielcasino.

Die Schließung erfolgte wegen finanzieller Schwierigkeiten, die sich schon abzeichneten, als 1983 die durch einen Orkan zerstörte Traglufthalle des Delphinarium nicht wieder aufgebaut werden konnte. Nach der Schließung wurden die Anlagen nach und nach abgebaut.[16] Nur das Safariland-Restaurant ist noch vorhanden. Das Safariland ist einer der Spielorte des Romans Der stillste Tag im Jahr des Schriftstellers Ralf Schwob.[17]

Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Wallerstädten 2655 Einwohner. Darunter waren 150 (5,7 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 426 Einwohner unter 18 Jahren, 1001 zwischen 18 und 49, 588 zwischen 50 und 64 und 549 Einwohner waren älter.[18] Die Einwohner lebten in 1149 Haushalten. Davon waren 327 Singlehaushalte, 390 Paare ohne Kinder und 330 Paare mit Kindern, sowie 81 Alleinerziehende und 21 Wohngemeinschaften. In nnn Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in nnn Haushaltungen lebten keine Senioren.[18]

Einwohnerentwicklung

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• 1629: 43 Hausgesesse[1]
• 1806: 513 Einwohner, 91 Häuser[9]
• 1829: 651 Einwohner, 94 Häuser[4]
• 1867: 767 Einwohner, 116 Häuser[19]
Wallerstädten: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2020
Jahr  Einwohner
1791
  
506
1800
  
461
1806
  
513
1829
  
651
1834
  
669
1840
  
711
1846
  
740
1852
  
761
1858
  
715
1864
  
766
1871
  
786
1875
  
750
1885
  
868
1895
  
918
1905
  
991
1910
  
1.027
1925
  
1.114
1939
  
1.145
1946
  
1.515
1950
  
1.697
1956
  
1.770
1961
  
1.765
1967
  
1.885
1970
  
1.963
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
2.655
2015
  
2.721
2020
  
2.750
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; 1791[20]; 1800[21]; Zensus 2011[22]; nach 2011 Website Groß-Gerau (Webarchiv)[23]

Historische Religionszugehörigkeit

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• 1829: 0608 lutheranische (= 93,39 %), 33 jüdische (= 5,07 %) und 10 katholische (= 1,54 %) Einwohner[4]
• 1961: 1392 evangelische (= 78,87 %), 352 römisch-katholische (= 19,94 %) Einwohner[1]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Der 1806 von dem Lehrer Johann Petersen gegründete Männergesangverein Teutonia zählt zu den ältesten deutschen Gesangvereinen im Deutschen Chorverband (früher Deutscher Sängerbund) und ist der älteste Gesangverein im Hessischen Sängerbund.[24]

Durch Wallerstädten führt die Landesstraße L 3094, die von Groß-Gerau kommt und nach Geinsheim und Kornsand weiterführt, wo über eine Rheinfähre eine Verbindung mit Oppenheim besteht.

Söhne und Töchter des Ortes

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Franz Staudinger (* 15. Februar 1849; † 18. November 1921), Philosoph und Gymnasiallehrer

Commons: Wallerstädten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen uns Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  4. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Großgerau) und Verwaltung.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 1. Januar 1977 als Ortsteil zur Stadt Groß-Gerau.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Wallerstädten, Landkreis Groß-Gerau. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. März 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Groß-Gerau in Zahlen. In: Webauftritt. Stadt Groß-Gerau, abgerufen im Dezember 2021.
  3. a b Geschichte der Stadtteile In: Webauftritt der Stadt Groß-Gerau. Abgerufen im Nov. 2012.
  4. a b c Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg, Band 1 Oktober 1829, S. 254 (Online bei Google Books)
  5. Fanclub Äppelköpp Wallersteere (Memento vom 23. Januar 2011 im Internet Archive) (Abgerufen im Nov. 2012)
  6. Gesetz zur Neugliederung des Landkreises Groß-Gerau (GVBl. II 314–32 §3) vom 26. Juli 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 314 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen. Band 1. Darmstadt 1866, S. 43 ff. (online bei Google Books).
  9. a b Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
  10. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  11. Winfried Barth; Andreas Christopher: Feldbahnen in Hessen: Industriebetriebe, Sammlungen, Denkmäler. Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe 2002, Köln. ISBN 3-929082-22-5.
  12. Delphinarium, safarilandgg.com. Abgerufen am 9. Mai 2014.
  13. Cinema 180°, safarilandgg.com. Abgerufen am 9. Mai 2014.
  14. Haus Rocki Tocki, safarilandgg.com. Abgerufen am 28. Oktober 2018.
  15. Affeninsel, safarilandgg.com. Abgerufen am 9. Mai 2014.
  16. Das Ende, safarilandgg.com. Abgerufen am 9. Mai 2014.
  17. Der stillste Tag im Jahr. (Memento vom 13. März 2015 im Internet Archive) In: ralfschwob.de. Abgerufen am 9. Mai 2014.
  18. a b Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 18 und 72, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  19. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 92 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  20. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 127 (Online in der HathiTrust digital library).
  21. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 131 (Online in der HathiTrust digital library).
  22. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  23. 2015: Groß-Gerau in Zahlen. In: Webauftritt. Stadt Groß-Gerau, archiviert vom Original; abgerufen im Dezember 2016 (Werte aus Webarchiv). 2020:Groß-Gerau in Zahlen. In: Webauftritt. Stadt Groß-Gerau, archiviert vom Original; abgerufen im Dezember 2021 (Werte aus Webarchiv).
  24. Männerchor Teutonia 1806 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), Abgerufen im Nov. 2012.