Nanzenbach
Nanzenbach Stadt Dillenburg
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Koordinaten: | 50° 46′ N, 8° 20′ O |
Höhe: | 365 (360–590) m ü. NHN |
Fläche: | 14,25 km²[1] |
Einwohner: | 1018 (31. Dez. 2021)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 71 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. April 1972 |
Postleitzahl: | 35690 |
Vorwahl: | 02771 |
Blick auf Nanzenbach
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Nanzenbach ist ein ehemaliges Bergmannsdorf und heute ein Stadtteil der Stadt Dillenburg im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis. Das Dorf liegt im nördlichen Teil des Kreises, ca. 4 km nordöstlich von Dillenburg in einem engen Seitental der Dill. Der größte Teil der Gemarkung ist bewaldet.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ortsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Archäologische Untersuchungen lassen eine Besiedlung um die Zeitenwende als wahrscheinlich erscheinen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort jedoch erst bei der Teilung des Hauses Nassau im Jahr 1255. Der Ort war bekannt für seine Kupfervorkommen, die ab 1464 verhüttet wurden. Neben Kupfer wurde auch der Abbau von Basalt und Eisenerz betrieben.
Bei einem Brand im Jahr 1772 wurde der Ort fast gänzlich vernichtet. Ganze fünf Häuser blieben vom Brand verschont. Mit der Unterstützung der Nachbardörfer wurde Nanzenbach neu aufgebaut. Der Aufbau erfolgte nach dem Plan des fürstlich-dillenburgischen Baumeisters Terlinden. Der Plan sah eine lange Hauptstraße mit kurzen Querstraßen vor. Vor dem Brand standen sich die Häuser an der Hauptstraße mit den Giebeln direkt gegenüber. Nach dem neuen Bauplan war vorgesehen, dass nun die Häuser so errichtet wurden, dass jeweils die gegenüberliegenden Häuser sich in die Höfe schauen konnten, um so einen erneuten Brandausbruch schneller zu bemerken. Die Fachwerkhäuser sollten mit dem Giebel zur Straße stehen und besitzen noch heute in der Regel den charakteristischen über eine Quertreppe erreichbaren giebelseitigen Eingang.
Große zusammenhängende Bereiche der Nanzenbacher Hauptstraße unterliegen dem Schutz der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten.[3]
Hessische Gebietsreform (1970–1977)
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Nanzenbach am 1. April 1972 auf freiwilliger Basis nach Dillenburg eingemeindet.[4] Für den Stadtteil Nanzenbach wurde, wie für die anderen nach Dillenburg eingegliederten Gemeinden, ein Ortsbezirk gebildet.[5]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Nanzenbach angehört(e):[1][6]
- vor 1739: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft/Fürstentum Nassau-Dillenburg, Amt Dillenburg
- ab 1739: Heiliges Römisches Reich, Fürstentum Nassau-Diez, Amt Dillenburg
- 1806–1813: Großherzogtum Berg,[Anm. 2] Département Sieg, Arrondissement Dillenburg, Kanton Dillenburg
- 1813–1815: Fürstentum Nassau-Oranien, Amt Dillenburg
- ab 1816: Herzogtum Nassau[Anm. 3], Amt Dillenburg
- ab 1849: Herzogtum Nassau, Kreisamt Herborn[Anm. 4]
- ab 1854: Herzogtum Nassau, Amt Dillenburg
- ab 1867: Norddeutscher Bund[Anm. 5], Königreich Preußen,[Anm. 6] Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis[Anm. 7]
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1918: Deutsches Reich (Weimarer Republik), Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1932: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Dillenburg
- ab 1933: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Nassau, Dillkreis
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone,[Anm. 8] Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1946: Amerikanische Besatzungszone, Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1968: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Dillkreis
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Dillkreis, Stadt Dillenburg[Anm. 9]
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis, Stadt Dillenburg
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Lahn-Dill-Kreis, Stadt Dillenburg
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einwohnerstruktur 2011
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Nanzenbach 1134 Einwohner. Darunter waren 27 (2,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 207 Einwohner unter 18 Jahren, 438 zwischen 18 und 49, 255 zwischen 50 und 64 und 234 Einwohner waren älter.[7] Die Einwohner lebten in 495 Haushalten. Davon waren 159 Singlehaushalte, 147 Paare ohne Kinder und 153 Paare mit Kindern, sowie 33 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 234 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 561 Haushaltungen lebten keine Senioren.[7]
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nanzenbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2021 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 355 | |||
1840 | 390 | |||
1846 | 412 | |||
1852 | 444 | |||
1858 | 454 | |||
1864 | 467 | |||
1871 | 503 | |||
1875 | 555 | |||
1885 | 587 | |||
1895 | 640 | |||
1905 | 743 | |||
1910 | 866 | |||
1925 | 1.023 | |||
1939 | 1.127 | |||
1946 | 1.457 | |||
1950 | 1.519 | |||
1956 | 1.507 | |||
1961 | 1.494 | |||
1967 | 1.514 | |||
1970 | 1.542 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
1999 | 1.322 | |||
2005 | 1.252 | |||
2009 | 1.166 | |||
2011 | 1.134 | |||
2014 | 1.119 | |||
2018 | 1.044 | |||
2021 | 1.018 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; nach 1970 Stadt Dillenburg[2]; Zensus 2011[7] |
Historische Religionszugehörigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]• 1885: | evangelische (= 89,95 %), 17 katholische (= 2,90 %) und 42 andere (= 7,16 %) Christen[1] | 528
• 1961: | 1310 evangelische (= 87,68 %) und 149 katholische (= 9,97 %) Einwohner[1] |
• 2018: | [2] | 724 evangelische (= 69,35 %), 65 katholische (= 6,23 %) und 225 andere Einwohner
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ortsbeirat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für Nanzenbach besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Nanzenbach) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[5] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 42,67 %. Für die Sitzverteilung siehe die nebenstehende Grafik. Der Ortsbeirat wählte Simone Hille-Zauberys (CDU) zur Ortsvorsteherin.[9]
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nanzenbach hat ein Wappen, gestaltet mit den Elementen: Eichenzweig, Schlägel und Eisen sowie einem Bach. Es wurde Ende der 1970er Jahre von dem Nanzenbacher Rudi Schäfer, einem damaligen Bediensteten der Stadt Dillenburg gestaltet, nachdem im Zuge der Gebietsreform in Hessen alle eigenständigen Gemeinden als Stadtteile in die Verwaltung der Stadt Dillenburg eingemeindet wurden. Als Grundlage dienten ihm die montanhistorische Vergangenheit des Bergmannsdorfes wie auch die natürlichen Gegebenheiten der Gemarkung.[10]
- In Blau ein silberner Wellenschrägbalken, begleitet oben von einem dreiblättrigen goldenen Eichenzweig mit zwei Früchten, unten von dem schräggekreuzten goldenen Bergmannsgezäh (Schlägel und Eisen).[11]
oder
- In Blau ein schrägrechter silberner Wellenbalken mit schwarzem Wellenschlag, oben ein goldener Eichenast mit drei Blättern und zwei Früchten, unten schräg gekreuzt ein goldener Schlägel und ein goldenes Eisen.[12]
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zahlreiche der nach dem Dorfbrand errichteten Fachwerkhäuser sind noch im Dorf zu sehen. Diese Häuser wurden in einem Baustil errichtet und ähneln sich stark. In der Nähe von Nanzenbach befinden sich die Reste der germanischen Ringwallburg Heunstein.
Neben dem Mehrgenerationenhaus sind verschiedene typische Bergbau-Utensilien wie etwa Loren und verschiedene Gesteinsarten als Denkmal für die geschichtliche Verflechtung mit dem Bergbau aufgebaut. Hier sieht man auch ein 3 Meter hohes Modell des ehemaligen Förderturmes der Grube "Neuer Muth". Das Mundloch gegenüber dem Mehrgenerationenhaus ist vom Heimatverein als Schaustollen eingerichtet, in den man hineinschauen kann.[13]
Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nanzenbach verfügt über ein von der Lebenshilfe Dillenburg betriebenes Lebensmittelgeschäft. Weiterhin befindet sich eine Metzgerei mit eigener Herstellung im Ort.
Einrichtungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort verfügt über einen Kindergarten und eine eigene Grundschule. Die weiterführenden Schulen befinden sich in Dillenburg. Eine Turnhalle mit angrenzendem Sport- und Spielplatz ergänzen das Entwicklungsangebot. Das ehemalige Dorfgemeinschaftshaus wurde im Rahmen der Dorferneuerung seit 2016 aufwändig renoviert, umgebaut und durch einen Anbau erweitert. 2019 wurden Saal und Anbau, in dem sich das Bistro "Neuer Muth" befindet, als Mehrgenerationenhaus eröffnet.
Die Freiwillige Feuerwehr Nanzenbach sorgt für den abwehrenden Brandschutz und die allgemeine Hilfe. Sie benutzt ein eigenes Feuerwehrhaus, in dem ein Tanklöschfahrzeug, ein Mannschaftstransportfahrzeug sowie Sozialräume und ein Schulungsraum untergebracht sind.
-
Der von der Lebenshilfe betriebene Dorfladen
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Grundschule
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Evangelische Kirche
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Über die Landesstraße L 3362, die als Hauptstraße durch Nanzenbach führt, ist der Ort mit der Kernstadt Dillenburg und der Gemeinde Eschenburg verbunden. Nanzenbach wird durch die Buslinie 101 des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) angebunden. Sie verkehrt zwischen Dillenburg und Hirzenhain. Der Bus fährt annähernd stündlich.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hucke, Hermann-Josef (Redaktion): Großer Westerwaldführer. Verlag Westerwald-Verein e. V., 3. Auflage, Montabaur 1991. ISBN 3-921548-04-7, S. 534
- Literatur über Nanzenbach nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stadtteil Nanzenbach. In: Webauftritt. Stadt Dillenburg
- www.nanzenbach.de Beiträgen zu Geschichte, Kultur, Gewerbe, Vereinsleben In: Private Website zum Ort.
- Nanzenbach, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Anmerkungen und Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anmerkungen
- ↑ Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
- ↑ Infolge des Friedens von Tilsit.
- ↑ Infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
- ↑ Abtrennung der Justiz (Justizamt Dillenburg) bis 1854.
- ↑ Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs.
- ↑ Infolge des Deutschen Krieges.
- ↑ Endgültige Trennung zwischen Justiz (Amtsgericht Dillenburg) und Verwaltung.
- ↑ Infolge des Zweiten Weltkriegs.
- ↑ Am 1. April 1972 als Ortsbezirk zur Stadt Dillenburg.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Nanzenbach, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ a b c Einwohnerzahlen der Stadt Dillenburg aus dem Webarchiv: 1999, 2005, 2009, 2014, 2018, 2021
- ↑ Druckausgabe der Dill-Zeitung (8. Juni 2011)
- ↑ Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 288.
- ↑ a b Hauptsatzung. (PDF; 21 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Dillenburg, abgerufen im Oktober 2023.
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 14 und 50, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020 .
- ↑ Ortsbeiratswahl Nanzenbach. In: Votemanager. Stadt Dillenburg, abgerufen im Oktober 2023.
- ↑ Ortsbeirat Nanzenbach. In: Rathausinformationssystem. Stadt Dillenburg, abgerufen im Oktober 2023.
- ↑ Beitrag über die Geschichte des Nanzenbacher Wappens. In: www.nanzenbach.de. Abgerufen im August 2018.
- ↑ HEROLD, Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften zu Berlin
- ↑ Heraldik im Netz, Heraldik-Forum, moderiert von hauptberuflich tätigen Heraldikern
- ↑ www.nanzenbach.de > Geschichte und Kultur > Geschichte > Bergbau