Ham (Somme)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ham
Ham (Frankreich)
Ham (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Hauts-de-France
Département (Nr.) Somme (80)
Arrondissement Péronne
Kanton Ham
Gemeindeverband Est de la Somme
Koordinaten 49° 45′ N, 3° 4′ OKoordinaten: 49° 45′ N, 3° 4′ O
Höhe 57–84 m
Fläche 9,50 km²
Einwohner 4.459 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 469 Einw./km²
Postleitzahl 80400
INSEE-Code
Website https://www.ville-ham.fr/

Rathaus, davor die Statue von General Maximilien Foy

Ham ist eine französische Gemeinde mit 4.459 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Somme in der Region Hauts-de-France. Sie gehört zum Arrondissement Péronne und zum Kanton Ham.

Die Kleinstadt mit 4.459 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) liegt an der Somme, ihrem Zufluss Sommette und am parallel verlaufenden Somme-Kanal. Sie befindet sich in der ehemaligen Grafschaft Vermandois (am östlichsten Rand des Départements Somme und somit an der Grenze zum Département Aisne), 58 Kilometer ostsüdöstlich von Amiens.

1965 wurde die ursprünglich selbstständige Gemeinde Estouilly eingemeindet; die ehemalige Gemeinde Saint-Sulpice folgte 1966.

Der Ort wurde erstmals 932 als Besitz des Herren Seigneur Erard, des jüngeren Sohnes des Grafen von Ponthieu, erwähnt. Kurze Zeit später wurde die Stadt von Heribert II. von Vermandois erobert. Zwischen dem 12. und dem 14. Jahrhundert wurde das Lehen von einer Dynastie gehalten, die von den Grafen von Vermandois abstammte. Die letzte Vertreterin dieser Linie, Marie de Ham, verkaufte es an Enguerrand VII. de Coucy. Von der Familie de Coucy wechselte die Herrschaft mehrmals die Hand. Zuerst kam das Haus Orléans zum Zuge, dann das Herzogtum Bar, später das Haus Luxemburg, noch später das Haus Bourbon-Vendôme, bis sie schließlich unter Heinrich IV. an die französische Krone fiel.

Auf azurblauem Grund eine silberne Mauer mit vier Zinnen – schwarz gemauert, überragt von einem Befestigungsturm derselben Farbe und Textur – das Burgtor offen und transparent, der Turm gekrönt von zwei güldenen Flaggen.

Bevölkerungsentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2009 2018
Einwohner 4204 5697 6074 6041 5532 5400 5085 4596

Festung von Ham

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Eingang zur Festung von Ham
Das Staatsgefängnis in der Festung Ham, 1853. Grafik von C. Schmetzen.

Die Entstehung der Festung von Ham (frz. Forteresse de Ham, auch Château de Ham oder Fort de Ham) ist nicht überliefert. Sie wurde im 13. Jahrhundert vom Gutsherrn Odet IV. ein erstes Mal und im 15. Jahrhundert von Johann II. von Luxemburg ein zweites Mal restauriert. Der Neffe des Letzteren, Ludwig I. von Luxemburg, baute sie 1441 zu einer massiven feudalen Festung aus, die in der Folge stark umkämpft war. Der runde Donjon mit einem Durchmesser von 33 Metern hatte eine Höhe von ebenfalls 33 Metern und die Mauern waren 11 Meter stark.[1]

In der frühen Neuzeit wurde die Festung mehrmals belagert und erobert, insbesondere 1557 vom spanischen König Philipp II. Unter Heinrich IV. fiel sie an die französische Krone. Ende des 17. Jahrhunderts wurde sie von Vauban weiter ausgebaut.

Danach wurde die Festung in ein Staatsgefängnis umgewandelt. Louis-Napoléon Bonaparte, der spätere französische Kaiser Napoleon III., wurde nach einem missglückten Putschversuch sechs Jahre, von 1840 bis 1846, in ihr festgehalten, bis er schließlich, als Maurer verkleidet, unter dem Falschnamen Badinguet entkommen konnte.

1870, während des Deutsch-Französischen Krieges, war die ehemalige Festung ein Stützpunkt der Zweiten Französischen Nord-Armee. Das französische Heer musste dann aber kapitulieren und die Stadt wurde von der preußischen Armee eingenommen.

Im Ersten Weltkrieg wurde die Festung am 19. März 1917 (wie übrigens auch wenige Tage später die Burg Coucy) auf Befehl der Obersten Heeresleitung von den Deutschen gesprengt. Vom historisch interessanten Gebäude bleiben heute nur noch einige Ruinen, die malerisch an der Somme liegen. Sie stehen seit 1965 unter Denkmalschutz.[2][3]

Berühmte Gefangene der Festung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Jacques Cassard (1679–1740), französischer Kapitän und Freibeuter verstarb 1740 in Ham nach vier Jahren Haft.[4]
  • Mirabeau (1749–1791) wurde 1787 wegen seiner Schrift Dénonciation de l’agiotage zu einer Haft in der Festung Ham verurteilt. Er wurde allerdings rechtzeitig von Freunden gewarnt und konnte sich nach Lüttich absetzten.[5]
  • Marquis de Sade (1740–1814) wurde 1808 wegen seiner Novelle Justine zu einer Festungshaft in Ham verurteilt. Seine Familie appellierte wegen seines angeblichen schlechten Gesundheitszustandes erfolgreich gegen dieses Urteil.[6]
  • Marschall Moncey (1754–1842) war im Jahre 1815 drei Monate in Ham in Beugehaft, weil er sich weigerte als Präsident des Kriegsrates über seinen ehemaligen Gefährten Marschall Ney zu richten.
  • Charles Louis Napoléon Bonaparte, später Kaiser Napoleon III., wurde 1840 nach seinem zweiten Putschversuch zu lebenslanger Haft in Ham verurteilt, konnte 1846 aber fliehen.
  • Ramón Cabrera (1806–1877), ein Anführer der Carlisten, wurde 1840 in die Festung Ham gebracht. Nach wenigen Monaten wurde er aber wegen seines schlechten Gesundheitszustandes (Lungenentzündung) auf die Insel îles d’Hyères verlegt.[10]

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kirche Notre-Dame
  • Kirche Notre-Dame
  • Rathaus
  • Peltier-Denkmal
    Peltier Monument in Ham

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Charles Gomart: Ham, son château et ses prisonniers. 1864. Neuauflage von Éditions Vague Verte, Paris, 2000.
  2. Eintrag Nr. PA00116172 in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  3. Forteresse de Ham auf der französischsprachigen wikipedia
  4. C. B. Norman: The Corsairs of France. S. 153. Kessinger Publishing, Whitefish (Montana), 2011.
  5. Friedrich August Koethe und Friedrich Arnold Brockhaus: Zeitgenoßen, Band 5, S. 97. F. A. Brockhaus, Mannheim, 1830.
  6. Richard Seaver & Austryn Wainhouse: Anhang zur Ausgabe von Philosophy in the Bedroom von de Sade. Grove Press, New York, 1965.
  7. Sylvia Kahan: In search of new scales – Prince Edmond de Polignac. S. 11ff. University of Rochester Press, Rochester, 2009.
  8. Otto Wigand: (Hrsg.) Wigand's Conversations-Lexikon für alle Stände, Band 6, S. 168. Leipzig, 1848.
  9. Gustave Vapereau: Dictionnaire universel des contemporains. Band 1, S. 374. Librairie de L. Hachette et Cie, Paris, 1858.
  10. Conxa Rodríguez Vives: Ramón Cabrera, a l'exili. S. 47. Biblioteca Serra d’Or, Barcelona, 1989.
  11. Städtepartnerschaften der Stadt Eisfeld; abgerufen am 1. Oktober 2021.
Commons: Ham – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien