Franz Pfeiffer (Physiker)
Franz Pfeiffer (* 25. November 1972 in Kösching) ist ein deutscher Physiker und Hochschullehrer. Zu seinen maßgeblichen wissenschaftlichen Leistungen zählt die Entwicklung der röntgenbasierten Phasenkontrast- und Dunkelfeldbildgebung und deren Erschließung für medizinische Anwendungen.
Werdegang
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Pfeiffer studierte von 1993 bis 1999 Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach Forschungs- und Lehraufenthalten in Frankreich (ESRF & ILL Grenoble), den Vereinigten Staaten (APS Argonne), der Schweiz (PSI Villigen), wurde er 2009 auf den Lehrstuhl für Biomedizinische Physik an der TU München berufen und ist seit 2017 Direktor des interdisziplinären Munich Institute of Biomedical Engineering (MIBE) (ehemals "Munich School of BioEngineering"[1]).[2]
Forschung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die aus der Lichtmikroskopie bekannten Modalitäten des Phasenkontrasts und Dunkelfelds wurden maßgeblich von Pfeiffer auf die Röntgenbildgebung erweitert. 2006 entwickelte er ein interferometerbasiertes Bildgebungsverfahren für die Anwendung an konventionellen Röntgenquellen, welches davor nur an Synchrotronquellen möglich war.[3] Damit gewann das Verfahren Potenzial für breite, medizinische Anwendung wie auch für die zerstörungsfreie Werkstoffprüfung. Weiterhin führte Pfeiffer die Modalität des Röntgendunkelfelds ein,[4] welches aus interferometrischen Messungen extrahiert werden kann und insbesondere solche Strukturen kontrastreich abbildet, die Röntgenstrahlen stark streuen; das ist zum Beispiel für das Lungengewebe der Fall. In der Folge wurden zahlreiche medizinische Anwendungsfelder bis hin zu ersten präklinischen Studien erschlossen.[5]
Weiterhin ist Pfeiffer für die Entwicklung von röntgenbasierten Ptychographie-[6] und Tensor-Tomographieverfahren[7] wie auch die gitterinterferometrische Bildgebung mit Neutronen[8] bekannt. Zu seinem Forschungsspektrum gehören auch iterative Rekonstruktionsalgorithmen für die Computertomographie, Dual-Energy CT, Entwicklung von Röntgenkontrastmitteln sowie hochauflösende Micro- und Nanotomographie.
Pfeiffer ist Autor von über 250 wissenschaftlichen Veröffentlichungen[9] und Erfinder in zahlreichen Patenten.
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2008: Latsis-Preis[10][11] des Schweizerischen Nationalfonds
- 2010: Röntgen-Preis[12] der Justus-Liebig-Universität Gießen
- 2011: Leibnizpreis[13] der Deutschen Forschungsgemeinschaft
- 2017: Alfred Breit-Preis 2017[14] der Deutschen Röntgengesellschaft
- 2018: Röntgen-Plakette der Stadt Remscheid[15]
- 2021: Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech)[16]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Franz Pfeiffer an der TU München
- Franz Pfeiffer auf Google Scholar
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ MSB wird MIBE. Abgerufen am 20. Februar 2022.
- ↑ Leibniz-Preisträger Franz Pfeiffer leitet Munich School of BioEngineering. In: Nachrichten aus dem Physik-Department. Technische Universität München, 30. März 2017, abgerufen am 27. März 2018.
- ↑ Franz Pfeiffer, Timm Weitkamp, Oliver Bunk, Christian David: Phase retrieval and differential phase-contrast imaging with low-brilliance X-ray sources. In: Nature Physics. Band 2, Nr. 4, 1. April 2006, ISSN 1745-2473, S. 258–261, doi:10.1038/nphys265 (nature.com [abgerufen am 14. März 2017]).
- ↑ F. Pfeiffer, M. Bech, O. Bunk, P. Kraft, E. F. Eikenberry: Hard-X-ray dark-field imaging using a grating interferometer. In: Nature Materials. Band 7, Nr. 2, 1. Februar 2008, ISSN 1476-1122, S. 134–137, doi:10.1038/nmat2096 (nature.com [abgerufen am 15. März 2017]).
- ↑ Andre Yaroshenko, Felix G. Meinel, Martin Bech, Arne Tapfer, Astrid Velroyen: Pulmonary emphysema diagnosis with a preclinical small-animal X-ray dark-field scatter-contrast scanner. In: Radiology. Band 269, Nr. 2, 1. November 2013, ISSN 1527-1315, S. 427–433, doi:10.1148/radiol.13122413, PMID 23696682.
- ↑ Martin Dierolf, Andreas Menzel, Pierre Thibault, Philipp Schneider, Cameron M. Kewish: Ptychographic X-ray computed tomography at the nanoscale. In: Nature. Band 467, Nr. 7314, 23. September 2010, ISSN 0028-0836, S. 436–439, doi:10.1038/nature09419 (nature.com [abgerufen am 15. März 2017]).
- ↑ Florian Schaff, Martin Bech, Paul Zaslansky, Christoph Jud, Marianne Liebi: Six-dimensional real and reciprocal space small-angle X-ray scattering tomography. In: Nature. Band 527, Nr. 7578, 19. November 2015, ISSN 0028-0836, S. 353–356, doi:10.1038/nature16060 (nature.com [abgerufen am 15. März 2017]).
- ↑ F. Pfeiffer, C. Grünzweig, O. Bunk, G. Frei, E. Lehmann: Neutron Phase Imaging and Tomography. In: Physical Review Letters. Band 96, Nr. 21, 2. Juni 2006, S. 215505, doi:10.1103/PhysRevLett.96.215505 (aps.org [abgerufen am 15. März 2017]).
- ↑ Chair of Biomedical Physics: Franz Pfeiffer. Technische Universität München, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. Dezember 2019; abgerufen am 15. März 2017 (englisch).
- ↑ Nationaler Latsis-Preis: Preisträgerinnen und Preisträger seit 1984. In: snf.ch. Schweizerischer Nationalfonds, abgerufen am 1. Dezember 2018.
- ↑ Latsis-Preis für den Physiker Franz Pfeiffer. In: nzz.ch. 28. Oktober 2008, abgerufen am 1. Dezember 2018.
- ↑ Tabelle der mit dem Röntgen-Preis ausgezeichneten Personen. Justus-Liebig-Universität Gießen, abgerufen am 1. Dezember 2018.
- ↑ Prof. Dr. Franz Pfeiffer – Gottfried Wilhelm Leibniz-Preisträger 2011. Deutsche Forschungsgemeinschaft, abgerufen am 1. Dezember 2018.
- ↑ Alfred-Breit-Preis. Deutsche Röntgengesellschaft, abgerufen am 1. Dezember 2018 (enthält Liste der Preisträger).
- ↑ Einladung zur Verleihung der Röntgenplakette am 21. April. Stadt Remscheid, 17. April 2018, abgerufen am 1. Dezember 2018.
- ↑ Deutsche Akademie der Technikwissenschaften begrüßt 36 neue Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, 18. Januar 2021, abgerufen am 20. Januar 2021.
Personendaten | |
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NAME | Pfeiffer, Franz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 25. November 1972 |
GEBURTSORT | Kösching |