Knutange
Knutange | ||
---|---|---|
Staat | Frankreich | |
Region | Grand Est | |
Département (Nr.) | Moselle (57) | |
Arrondissement | Thionville | |
Kanton | Algrange | |
Gemeindeverband | Val de Fensch | |
Koordinaten | 49° 20′ N, 6° 2′ O | |
Höhe | 196–366 m | |
Fläche | 2,43 km² | |
Einwohner | 3.202 (1. Januar 2021) | |
Bevölkerungsdichte | 1.318 Einw./km² | |
Postleitzahl | 57240 | |
INSEE-Code | 57368 | |
Rue de la République in Knutange, im Hintergrund das Viadukt der Bahnstrecke Mohon–Thionville |
Knutange [deutsch zuletzt Kneuttingen,[1][2] früher auch Knütingen[3] und Knutange[4][5]) ist eine französische Gemeinde mit 3202 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Moselle in der Region Grand Est (bis 2015 Lothringen). Sie gehört zum Arrondissement Thionville.
] (Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorf liegt in Lothringen an der Fensch, etwa zwölf Kilometer südwestlich von Thionville (deutsch Diedenhofen) auf einer Höhe zwischen 196 und 366 m über dem Meeresspiegel. Das Gemeindegebiet umfasst 2,44 km².
Wahrzeichen der Gemeinde ist die 260 Meter lange Eisenbahnbrücke über das Fenschtal (Viaduc de Knutange) an der Bahnlinie Lille-Thionville. Am 20. August 1899 war auf der Bahnstrecke Diedenhofen–Fentsch in Kneuttingen ein Haltepunkt für den Personen-, Gepäck- und Expressgutverkehr eröffnet worden.[6]
Durch die Industriegeschichte und die damit zusammenhängende dichte Bebauung ist Knutange mit den Gemeinden Nilvange, Hayange, Algrange, Serémange-Erzange und Florange zusammengewachsen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort, der früher zum Bistum Metz im Heiligen Römischen Reich gehörte,[4] wurde erstmals 1193 als Cneutengis erwähnt und ist nach einem fränkischen Grundbesitzer namens Knuto benannt. Bei der Rückgabe des Herzogtums Lothringen im Friedensvertrag vom 21. Januar 1718 behielt das Königreich Frankreich das Dorf Kneutingen.[7]
Nach dem Frieden von Frankfurt vom 10. Mai 1871 kam Knütingen zusammen mit 19 weiteren Orten von Französisch-Lothringen durch Gebietsaustausch an Deutschland,[8] wo es dem Kreis Diedenhofen-West im Bezirk Lothringen im Reichsland Elsaß-Lothringen zugeordnet wurde.
Die Gemeinde hat eine lange Industriegeschichte. Das Hüttenwerk Kneuttingen („Fentscher Hütten-A.-G. Kneuttingen“)[9] war von 1895 bis in die 1970er Jahre in Betrieb.[2] Es verfügte über eine 145 m lange, von Adolf Bleichert & Co. erbaute Gichtseilbahn, die als Besonderheit zwei um 360° drehende Winkelstationen hatte, weil die Möllerplätze bzw. Erzrümpfe dicht neben den Hochöfen lagen.[9] Am 6. Januar 1898 stürzte ein 21 m hoher Schornstein der Kühlungsanlage des Hochofens ein, wobei sechs Tote sowie drei Schwerverletzte zu beklagen waren.[10] Im Geschäftsjahr 1904/05 erzielte die Hütte einen Betriebsüberschuss von 4.438.275 Mark (entspricht heute etwa 33.600.000 EUR[11]).[12]
Nach dem Ersten Weltkrieg musste die Region aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags an Frankreich abgetreten werden; während des Zweiten Weltkriegs war sie von der deutschen Wehrmacht besetzt.
Das Gemeindewappen nimmt oben Bezug auf die alten Herrschaften über Knutange: die Herzöge von Bar und die Herzöge von Luxemburg. Der flammende Berg unten symbolisiert die Metallurgiegeschichte.[13]
Demographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
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1793 | 369 | [14] |
1821 | 408 | [14] |
1841 | 687 | [14] |
1861 | 893 | [3][14] |
1871 | 937 | auf einer Fläche von 242 ha, in 184 Häusern mit 233 Familien, darunter zwei Juden;[4][5] nach anderen Angaben 940 Einwohner[15] |
1880 | 1006 | am 1. Dezember, auf einer Fläche von 242 ha, in 184 Häusern, davon 996 Katholiken und neun Protestanten[16] |
1885 | 1193 | [17][18] |
1890 | 1200 | in 193 Häusern mit 294 Haushaltungen, davon 1192 Katholiken und acht Protestanten[18] |
1900 | 3445 | meist katholische Einwohner[1] |
1905 | 4892 | [17] |
1910 | 5612 | am 1. Dezember[19][20][17] |
Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2012 | 2019 |
Einwohner | 5767 | 4433 | 4104 | 3649 | 3772 | 3632 | 3239 | 3192 |
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kirche Saint-Charles
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Kneuttingen, Lexikoneintrag in: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 11, Leipzig/Wien 1907, S. 171 (Zeno.org)
- ↑ a b Hüttenwerk Kneuttingen, geschichtlicher Überblick. Abgerufen am 9. Januar 2011 (französisch).
- ↑ a b Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 31 (online)
- ↑ a b c Eugen H. Th. Huhn: Deutsch-Lothringen. Landes-, Volks- und Ortskunde, Stuttgart 1875, S. 324 (Google Books).
- ↑ a b Georg Lang: Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch, Metz 1874, S. 109 (online).
- ↑ Eröffnung des Haltepunktes Kneuttingen. In: Verordnungs- und Anzeige-Blatt der kaiserl(ich) königl(ichen) General-Direction der österreichischen Staatsbahnen / Verordnungsblatt/Amtsblatt des k(aiserlich) k(öniglichen) Eisenbahnministeriums für den Dienstbereich der Staatseisenbahnverwaltung, 26. August 1899, S. 348 (online bei ANNO).
- ↑ Maximilian du Prel: Die Deutsche Verwaltung in Elsass-Lothringen 1870–1879. Denkschrift mit Benutzung amtlicher Quellen. Karl J. Trübner, Straßburg 1879, S. 3–50, insbesondere S. 10 (Google Books).
- ↑ Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 77–78 unten (online).
- ↑ a b Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften. 2. Auflage. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart und Leipzig 1920 (zeno.org [abgerufen am 5. März 2020] Lexikoneintrag „Schrägaufzüge“).
- ↑ Einsturz eines Schornsteins. In: Arbeiter-Zeitung, 7. Jänner 1898, S. 4 (online bei ANNO).
- ↑ Diese Zahl wurde mit der Vorlage:Inflation ermittelt, ist auf volle 100.000 EUR gerundet und vergleicht 1905 mit Januar 2024.
- ↑ Lothringer Hüttenverein. In: Neue Freie Presse, 21. September 1905, S. 13 (online bei ANNO).
- ↑ Wappenbeschreibung auf genealogie-lorraine.fr (französisch)
- ↑ a b c d Knutange – statistische Angaben der Arbeitsgruppe für Demographie und Geschichte der École des hautes études en sciences sociales (EHESS), Frankreich
- ↑ Gustav Neumann: Das Deutsche Reich in geographischer, statistischer und topographischer Beziehung, Band II, Grg. Ferd. Otto Müller, Berlin 1874, S. 560–562 (online)
- ↑ Statistisches Büro des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen (Hrsg.): Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 113, Ziffer 1361 (online).
- ↑ a b c Michael Rademacher: Landkreis Diedenhofen, Elsaß-Lothringen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ a b Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Die Bewegung der Bevölkerung in Elsaß-Lothringen, Druck von M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1893, S. 106–107, Kanton Fentsch, Ziffer 6 (online).
- ↑ Kneuttingen, Landkreis Diesenhofen-West, Elsaß-Lothringen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Kneuttingen (meyersgaz.org).
- ↑ Kreis Bolchrn, Elsass-Lothringen - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)