Wie würde ein „freies Palästina“ aussehen?
Ein Demonstrant rief mir kürzlich „Free Palestine“ (Freies Palästina) zu und drückte mir ein Flugblatt mit dem Bild von Bella Hadid in die Hand, einem amerikanischen Model mit niederländisch-palästinensischen Wurzeln.
Frau Hadid hat sich stark für Palästina und gegen Israel engagiert und ihren Status als Promi in Werbekampagnen für bekannte Modemarken, darunter die Damenunterwäschefirma Victoria’s Secret, genutzt.
Ich wünsche Frau Hadid und allen Palästinensern das Beste für ihre Freiheit, so wie ich es für alle Völker tue. Aber wären die Bewohner der palästinensischen Gebiete wirklich frei, wenn ihr Slogan „From the river to the sea, Palestine will be free“ (Vom Fluss bis zum Meer wird Palästina frei sein) wahr würde und das jüdische Volk wieder aus dem Heiligen Land vertrieben würde?
Wären Frauen wirklich frei?
Angesichts der Art und Weise, wie die nicht-israelischen Regierungen im Nahen Osten ihre Bürger behandeln, glaube ich nicht, dass das palästinensische Volk, insbesondere die Frauen, wirklich frei wären.
Vermutlich würde jede Frau, die in einem Outfit der Marke Victoria’s Secret gekleidet ist, in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. In Gaza wäre sie schuldig, gegen den „Sittsamkeitskodex“ der Hamas-Terrororganisation verstoßen zu haben.
Im Iran wurden Frauen ausgepeitscht und noch härter bestraft, weil sie nicht verschleiert gekleidet waren. In Saudi-Arabien sind Hunderte Frauen verhaftet worden, weil sie „unzüchtige Kleidung“ trugen.
Frauen können fürs Dating ausgepeitscht werden – vor allem für ein Date in der Öffentlichkeit. Selbst in Dubai, das den Ruf hat, eines der liberalsten Länder des Nahen Ostens zu sein, können Menschen für die öffentliche Zurschaustellung von Zuneigung verhaftet werden.
Würde es den Palästinensern freistehen, ein Gläschen zu trinken?
Außerhalb Israels wird im arabischen Raum der Konsum von Alkohol mit einer Geldstrafe, einer langen Gefängnisstrafe oder auch mit Auspeitschen bestraft.
Was das Wahlrecht betrifft, so ist es für Männer im Nahen Osten schwierig genug, diese Freiheit gewährt zu bekommen. Für Frauen noch mehr. Dort, wo Frauen wählen dürfen, müssen sie dies oft unter dem Einfluss oder der Führung männlicher Familienmitglieder tun.
Wie auch immer, die Hoffnung auf politische Freiheit in Palästina ist vergeblich.
Rufen sie zu einem echten freien Palästina auf?
Die Hamas lässt weder Frauen noch Männer in den vollen Genuss politischer Freiheiten kommen. Sie regiert Gaza seit 2007 als gewalttätige Diktatur und terrorisiert nicht nur Israelis, sondern auch ihr eigenes Volk.
Die Palästinenser im Westjordanland leben ebenfalls unter einer Diktatur. Präsident Mahmoud Abbas wurde 2005 gewählt und seine Amtszeit hätte 2009 enden sollen. Da er jedoch ein zeitlich unbefristetes Mandat erlangte, hat er sein Amt noch immer inne.
Palästinensische Frauen können nicht frei eine Anstellung antreten. In Gaza werden Frauen, die ohne die Erlaubnis ihres männlichen Vormunds arbeiten, bestraft. Frauen können sogar dafür bestraft werden, dass sie ohne einen männlichen Vormund gereist sind.
Der amerikanische Komiker und Moderator Bill Maher brachte dies hervorragend auf den Punkt, als er sagte, dass „Bella Hadid und ihre Freunde schreiend nach Tel Aviv fliehen würden, wenn sie auch nur einen Tag in Gaza leben müssten“.
Wenn Demonstranten Slogans wie „Freies Palästina“ und „Vom Fluss bis zum Meer wird Palästina frei sein“ rufen, können wir uns gut vorstellen, wogegen sie sich wenden.
Was nicht so klar ist, ist, wofür sie sich einsetzen. Sie mögen gegen den Staat Israel und gegen das jüdische Volk sein, aber sind sie wirklich für die Freiheit?
Die bisherige Bilanz der Regierungen im Nahen Osten deutet darauf hin, dass ein sogenanntes „freies Palästina“ das palästinensische Volk in Bezug auf Religions-, Beziehungs- oder Meinungsfreiheit alles andere als frei sehen würde. Es würde ganz sicher nicht die demokratischen Freiheiten, die Gleichberechtigung der Geschlechter oder andere Schutzmechanismen genießen, die eine wirklich freie Gesellschaft aufweist.
Jeder Mensch würde erkennen, dass das von der Hamas und der Palästinensischen Autonomiebehörde geplante Palästina „judenfrei“ wäre – die Palästinenser selbst aber nicht frei wären.
Unklarheit über ein „freies Palästina“ kommt den Plänen der Diktatoren im Westjordanland und im Gazastreifen entgegen. Solange sie glauben, die Aufmerksamkeit auf ihre Gegnerschaft zu Israel richten zu können, lenken sie von ihrer Korruption, der erbärmlichen Behandlung von Frauen und den ständigen Menschenrechtsverletzungen ab, die sie begehen.
Ein freies Volk
Darüber habe ich mit propalästinensischen Demonstranten gesprochen. Ich habe ihnen gesagt, dass ihr Slogan nicht „Freies Palästina“, sondern „Freie Palästinenser“ lauten sollte.
Diese Freiheit wird es unter den Behörden, die heute die palästinensischen Gebiete regieren, nicht geben. Diese Freiheit existiert jedoch in Israel und wird dort geschützt – was die Frage aufwirft, ob die Demonstranten die Frage wirklich durchdacht haben.
Als ich das erste Mal in Israel war, besuchte ich an einem Freitagnachmittag den HaCarmel-Markt in Tel Aviv. Was mir am meisten auffiel, war die Anwesenheit so vieler unterschiedlicher Menschen verschiedener Völker und Weltanschauungen dort.
Es gab orthodoxe Juden, die ihre Mitbürger anflehten, den Sabbat zu respektieren. Es gab eine Dragqueen, die tanzte, und einen Hare-Krishna-Anhänger, der seinen Glauben predigte. Es gab auch Frauen, die Flugblätter verteilten, um einen Politiker zu bewerben.
Sie alle versammelten sich unter den Augen der Polizei, die da war, um ihre Freiheiten zu schützen, und nicht, um eine Ideologie durchzusetzen oder Menschen zu unterdrücken.
Jedes Mal, wenn ich den Slogan „Free Palestine“ höre, denke ich an jenen Nachmittag und erinnere mich daran, dass Palästina erst dann frei sein wird, wenn es Israel ähnlicher wird.
Zum Autor
Matthew Ogilvie ist ein in Australien ansässiger Akademiker und Schriftsteller. Er ist seit über 30 Jahren im Hochschulbereich tätig und bekleidet derzeit den Posten des stellvertretenden Vorsitzenden des Unterausschusses für Bildungspolitik der Liberalen Partei Westaustraliens.
Der Artikel erschien zuerst in der englischsprachigen Epoch Times unter dem Titel „What Would a ‘Free Palestine’ Look Like?“. (deutsche Bearbeitung ks)
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