Landratte
"Frau Landratte" ist die 2020 eingeführte, offizielle Anrede für einen Landrat weiblichen Geschlechts, um eine Verwechslung mit der Landrätin, also der nicht selbst amtierenden Ehefrau des Landrats oder der Landratte, zu vermeiden.
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Historischer Hintergrund[bearbeiten]
Vor allem im südlichen deutschen Sprachraum war es jahrhundertelang üblich, die Titel verheirateter Ehepartner aufeinander zu übertragen. Dies hat sich noch im vor allem an Universitäten beliebten Sprichwort "wer mit 35 noch keinen Doktor hat, muß ihn selber machen" erhalten. Somit waren es eben Herr und Frau Doktor, wenn auch nur einer von beiden eine Promotion schaffte.
Nachdem sich dann aber keine Sau mehr auskannte, wer sich denn nun zurecht womit protzte, worunter das allgemeine Ego sehr litt, brauchte es Unterscheidungsmöglichkeiten um zu wissen, auf wen kamel denn nun hören mußte. Ergo wurde alles zuerst viel einfacher: Titel und Anreden lauteten unabhängig davon wer sie trug einfach so wie sie lauteten, und fertig (siehe auch: Kaiser Irene von Byzanz, Maria Anjou König von Polen, Elisabeth I rex brittania, Beatrix König der Niederlande, Pharao Kleopatra von Ägypten, ...). Der König war schon König, dann brauchte er sich als Mann nicht noch zu beschweren daß die Majestät als Anrede grammatikalisch weiblich war und zusammen mit weiblichen Pronomen geliefert wurde.
Wer den Titel durch Heirat mitbenutzte, bekam etwas angehängt. Bei den Herren war das "... de jure uxoris"; was auch nur "durch Heirat" heißt, aber sich besser anhören sollte. Bis auf den Mann des Königs, der war der Prinzgemahl. Die Damen führten den Titel mit der angehängten Nachsilbe -in. Daher war die Frau Landrätin die Frau des Landrats, eine Frau Landrat land-riet selber.
Die große Verwirrung[bearbeiten]
Diese Unterscheidung hatten auch schonwieder alle vergessen, als Sylvia Bretschneider Anfang 2017 darauf bestand, der Vorsitz des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern mache sie zur Frau Präsidentin und nicht zur Frau Präsident. Die Piratenpartei schlug vor, alle die ihr angehören gleich zu nennen (siehe die oben erwähnte Tradition des gleichen Rechts für alle auf dieselben Titel), nämlich Eichhörnchen - kam dafür aber garnicht erst ins Parlament. Als Ende 2019 ein ähnlicher Vorfall im Bundestag (bei dem sich einige Abgeordnete weigerten die Nachsilbe -in "wie ein verbales Äquivalent zum Kopftuch" zu tragen) dafür sorgte daß sich garkeiner mehr auskannte, wurde eine Kommission beauftragt, für selbst amtierende Damen neue Titel zu erfinden die sich von der Herrenversion unterschieden und nicht nach Prinzgemahl klangen.
Landratte als weibliches Gegenstück zum Landrat, und in Anlehnung an Eichhörnchen, war eines der wenigen Worte die die Kommission fertigbrachte, bevor sie sich über "Doktorix" und "Präsidente" zerstritt und die restliche Arbeit auf die Rechtschreibreform 2030 vertagte.
Nicht verwechseln mit[bearbeiten]
Seekuh (die sich wie das Gegenteil anhört, aber ein im Wasser lebendes Säugetier ist)
Landgang (dem charakteristischen Schwanken von Touristen, die nach einer längeren Seefahrt bei schlechtem Wetter an Land wanken)
Siehe auch[bearbeiten]
Eichhörnchen , Pharao , Schlechtschreibung , Rechtschreibreform