Insiderwitz
„Sei witzig“, so empfiehlt es der kleine Kameltreiber allen, die einen neuen Artikel beginnen. Das ist gut und verständlich, denn immerhin ist es die ehrwürdige Kamelopedia, in die hier geschrieben wird. Es wird darüber hinaus auch gewarnt vor dem sogenannten Insiderwitz. Vielleicht ein Scherz im Scherz, ein Witz in den unergründlichen Tiefen des Treppenhauses der Geschichte dieser Entsücklopedie und an sich nur Insidern verständlich? In diesem Artikel geht es um den Insiderwitz, was vielleicht darunter zu verstehen sei, was darüber zu wissen es wert ist und weshalb er so gefährlich ist, dass ausdrücklich vor ihm gewarnt wird.
Inhaltsverzeichnis
Witz[bearbeiten]
Im tiefsten Busch spricht ein junger Kannibale die hübsche Nachbarstochter an. „Darf ich Ihnen meinen Arm anbieten, gnädiges Fräulein?“ fragt er galant. Die Angebetete errötet: „Nein, danke, ich hab’ schon gefrühstückt.“
Hier fehlt der Hinweis, dass der junge Kannibale das Angebot an einem Morgen macht. Sonst wäre die Pointe verfehlt. Egal aber, ob dieser Witz Inside oder Outside erzählt wird: Er bleibt unverständlich. Eine ganz andere Wendung könnte ein Erzähler der Sache geben, ließe er die hübsche Nachbarstochter ergrünend erwidern: „Nein Danke, mein Herr, der andere gestern war schon nicht nach meinem Geschmack.“ Im Sinne des Themas wäre ganz klar, dass außer der schönen Nachbarstochter diese Pointe niemand verstehen könnte, es sei denn, er wäre bei dem Frühstück essend dabei gewesen. Allenfalls für ein Kochbuch wäre er geeignet, dann allerdings nicht als Witz, eher als Aufklärung, was die schmackhafte Zubereitung eines Armes anbelangt.
Inside[bearbeiten]
Der Lehrling rettet seinen Chef vor dem Ertrinken. Sagt der Chef: „Dafür hast Du einen Wunsch frei! Was wünschst Du Dir am meisten?“ Da überlegt der Lehrling eine Weile und sagt schließlich: „Erzählen Sie in der Fabrik niemanden, dass ich es war, der Sie gerettet hat…“
Niemand wird widersprechen, dass es zunächst so aussieht, als wären nur Mitarbeiter der betreffenden Firma in der Lage, zu verstehen, worin der Wunsch des Lehrlings begründet ist. Ein frisch geschulter Gewerkschaftsmitarbeiter käme vielleicht zu dem Schluss: „Hahaha, es heißt ja Auszubildender, nicht Lehrling!“ Die Lottofee wäre vielleicht noch in der Lage, die Situation zu erfassen, dann auch sie kennt Leute, die sie von hinten und in der Ferne liebt.
Outside[bearbeiten]
Sitzen zwei Kühe auf dem Baum und stricken Atombomben. Da kommt ein Schaf vorbeigeflogen. Sagt die eine Kuh zur anderen: „Sachen gibt's!“
Wer stets im Hause bleibt und sich redlich nährt und nicht in die Ferne schweift, die blaue Blume der Romantik zu jagen, um sie im Rentenalter getrocknet für Tee zur Hand zu haben, der wird den tiefen Sinn dieser Pointe kaum verstehen können. Ein ganz klarer Hinweis darauf, dass nicht nur der Insidewitz out sein kann, sondern dass es dem Outsidewitz ebenso möglich sein kann, in zu sein - es kommt auf den Standpunkt des Betrachters an. Wenn der Witz von der Pointe (oder Nicht-Pointe) lebt, so ist alles relativ. Denn zwischen zwei vorbeifliegenden Schafen könnte der Dialog so stattfinden: „Schau mal da, die Kühe: Sachen gibts.“
Relativ[bearbeiten]
Was ist der Unterschied zwischen einem Storch? - Beide Beine sind gleich lang, besonders das rechte.
Der philosophische Ansatz ist unverkennbar dialektisch und nur dem interessierten Zuleser wird es auffallen, dass es sich um einen Witz handeln könnte. Nur mit hermeneutischer Genauigkeit kann entschieden werden, ob Insider oder nicht. Auch bei minus drei Grad im Freien (wenn der Akku es hergibt) kann dieser relative Witz eine gewisse Breitenwirkung entfalten, wenn er im Iglu vom Laptop gelesen wird. Es kommt also zusätzlich auf die wahrscheinliche Menge der Menschen, Kamele oder Engel an, die ein Verständnis - statistisch gesehen - aufbringen könnten.
Zusammenfassung[bearbeiten]
Zwei Schüler im Pausenhof streiten sich gnadenlos. Da kommt die Pausenaufsicht und fragt den einen Schüler. Der fängt sofort an und schreit: „Der hat... Der soll... Und so weiter...“ „Da hast du eigentlich recht“, meint die Pausenaufsicht und befragt den anderen Streitling. Der fängt sofort an und schreit: „Der hat... Der soll... Und so weiter...“ „Da hast du eigentlich auch recht“, meint die Pausenaufsicht. Der Oberlehrer hat das beobachtet und gehört und meint zur Pausenaufsicht: „Es können doch nicht beide recht haben!“
„Da hast du auch wieder recht.“
Ergebnis[bearbeiten]
Was lernen wir hieraus, soweit das Thema betroffen ist, nämlich Insiderwitze zu meiden?
Kein Insiderwitz ist ein solcher, der eine klar definierte und überraschende Pointe hat, die allen Menschen zu jeder Zeit und in allen Kulturen ohne weitere Erklärung zugänglich ist, unabhängig von der Temperatur und davon, ob der Witz im Haus oder im Freien erzählt, gelesen oder sonst dargeboten wird, egal ob ein Kochbuch zur Hand ist oder nicht, egal ob Strickzeug vorbeifliegt oder ob die Pausenaufsicht zur Stelle ist.
Beispiele[bearbeiten]
Kredit ohne Schufa-Auskunft...
Was hast du gegen Beamte, die tun doch nix?
Du hast mein Triangel verstimmt!
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Hilfe für alleinerziehende Priester.
So einfach kann das Leben sein.
Alles andere ist gefährlich.
Schriftliche Insiderwitze, oder besser: Inschriftliche Siderwitze[bearbeiten]
Neben den oben erwähnten mündlich erzählbaren Insiderwitzen, die in der schriftlichen Kamelopedia notgedrungen schriftlich dargestellt werden müssen; gibt es auch Insiderwitzen die von sich aus her schon schriftlich sind:
Hier bei handelt es sich um die Inschriften auf den Inschriften auf den Innenseiten der Pyramiden, die heimlich von Touristen oder auch von Pauschal-Reisegruppen mit unzureichender Reisevorbereitung angefertigt wurden, nicht zu verwechseln mit der offiziellen Pyramidenen-Beschriftung, den offiziellen Hieroglyphen, die einer strengen Zensur durch ein Gremium von Schweinepriestern unterliegt. Bei diesen Touristen handelt es sich meist um Giraffen, nicht zu verwechseln mit Gier-Affen, die bekanntlich für ein Handgeld und mietfreies Wohnen zu allem bereit sind. Giraffen verfügen im Gegensatz zu Gier-Affen aufgrund ihres langen Halses über einen guten Überblick, der sich mitunter sogar zum Durchblick mausern kann, wenn auch aufgrund des langen Weges vom Boden der Tatsachen bis zum Kopf mit beträchtlicher Verzögerung.