Glocke

Majestätisch überragt die Kirche alle übrigen Bauten, ja und ganz oben auf ihrer Spitze da befindet sich die Handyantenne (zur Not für Handystrahlphobisten auch unter den Plastikziegeln). Weiter unten (man beachte die Symbolik) hängt die Glocke. Sie läutet, wenn Gott der Kirche einen Anruf macht.

Dann geht der Pfarrer ran und redet ganz lange mit irgend jemanden, wahrscheinlich eben mit Gott. Auf jeden Fall nicht mit den Jugendlichen, die dort in der Bank sitzen, damit sie zur Konfirmation bzw. Kommunion ihre Kohle kriegen. Es ist das gleiche Spiel wie Abends in der Straßenbahn, und manchmal geben ein paar genervte Zuhörer dem Pfarrer auch klar zu verstehen, dass er stört.

Noch viel blöder ist, dass der Kirchturm so eingestellt ist, dass er jede Viertelstunde kurz klingelt. Wenn man sich dann beschwert, heißt es, man könne nichts dagegen machen, Gott sende immer um diese Zeit einen Statusbericht als SMS. Aber wahrscheinlich hat Seine Heiligkeit einfach das Handbuch nicht gelesen.

Das praktische am Glockenklingelton ist, dass die Glocke aus Bronze ziemlich schwer und der Turm selber schon recht alt ist. Als dessen Statik nun berechnet wurde, gab es noch keine Computer. Durch die akustischen Schwingungen angeregt, bröckelt langsam der Putz aus den Fugen. Bald ist die Glocke im Keller (Krypta) und der heimliche Handyturm wirft keinen Schatten mehr. Eine herrliche Stille und schöner Sonnenschein im Hinterhof.

 Siehe auch:  Dezibel

 Siehe besser nicht:  Kuchen

 Siehe vielleicht:  Kamelionary