Muwaffak Tarif

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Mowafaq Tarif, 2023

Scheich Muwaffak Tarif oder Mowafaq Tarif (arabisch موفق طريف, DMG Muwaffaq Ṭarīf, hebräisch מוואפק טריף, * 1963 in Dschulis) ist gegenwärtig Qādī (geistlicher Führer) der Drusen in Israel.

Tarif kam 1963 in Dschulis bei Haifa zur Welt, einem Dorf hauptsächlich von Angehörigen der Religionsgemeinschaft der Drusen bewohnt. Die Drusen betrachten sich als Araber und sprechen Arabisch. Seit 1753 stellte seine Familie die geistlichen Führer der Drusen in Palästina. 1993 erbte er sein Amt von seinem Großvater Amin Tarif und übernahm als solcher die Verantwortung für die heiligen Stätten der Gemeinde.[1] Die israelischen Behörden hatten in den 1950er Jahren ein Clansystem gegenüber den Drusen etabliert, indem sie die Familie Tarif mit der Entscheidung über die Angelegenheiten der Drusen beauftragten. Der Staat unterstützte die Familie Tarif finanziell, die im Gegenzug die Politik der Regierung förderte.[2]

So lehnte sich Scheich Tarif in seinen politischen Äußerungen eng an die Politik des Staates Israel an. Die Drusen gingen im Palästinakrieg von 1948 das, was in zionistischen Schriften oft als „Blutpakt“ (ברית דמים, brit damim) bezeichnet wird, ein. Dem „Blutpakt“, ein Ausdruck, der in Israel bis zur Gegenwart in Militärkreisen allgemein Verwendung findet, verlieh Scheich Tarif im Januar 2004 auch eine religiöse Richtung. Im Januar 2004 unterzeichnete er mit Unterstützung der orthodoxen Juden der Chabad-Lubawitsch-Bewegung eine Erklärung, in der alle Nichtjuden in Israel aufgefordert wurden, die Sieben Noachidischen Gebote einzuhalten.[3][4] Seit den 1980er Jahren hatte Rabbi Meir Kahane erste Noahidischen Konferenzen durchführt und den Noachidischen Bund erläutert.

Scheich Tarif rief 2015 die USA zur Hilfe im Bürgerkrieg in Syrien (Iran-Israel-Konflikt während des syrischen Bürgerkriegs) auf. Israels Vize-Außenministerin Tzipi Hotovely unterstützte ihn in diesen Aufruf.[5] Dabei gilt die Drusengemeinschaft in Syrien wie ihre Glaubensbrüder in Israel weitgehend als pro-Assad.[6]

Mit der Verabschiedung des umstrittenen Nationalstaatsgesetzes, Israel – der Nationalstaat des jüdischen Volkes im Jahr 2018, wurde eine Säule des Pakts erschüttert. Ebenso wie die für beide Seiten vorteilhafte Zweideutigkeit, die Israels Selbstdefinition als jüdisch und demokratisch ins Wanken gebracht. Als der Widerstand gegen das Nationalitätsgesetz innerhalb der Drusengemeinschaft größer wurde, weil sie sich zu Bürger zweiter Klasse degradiert fühlten, obwohl sie in der Armee dienten und loyal gegenüber Israel waren, schloss sich Scheich Tarif der großen Gegendemonstration in Tel Aviv-Jaffa an.[7] Die Drusen begannen zu begreifen, dass die Entscheidungen der Tarif-Führung gegen die Interessen der Drusengemeinschaft verstießen. Und das Misstrauen erstreckte sich auch auf die drusischen Parlamentsmitglieder, die die Drusengemeinschaft vertraten, wie Ayoub Kara (Likud) und Hamad Ammar (Jisra’el Beitenu), zwei drusische Abgeordnete, die das Nationalstaatsgesetz unterstützten und dafür gestimmt hatten.[2]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. The Assimilator: University of Haifa Awards Honorary Doctorate to Druze Spiritual Leader (Memento vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive), the Forward, 1. Juni 2010
  2. a b What spurred Israel’s Druze to demand equality now?, +972 Magazine, 7. August 2018
  3. Druze Lead in IDF Enlistment – The Druze community has the highest rate of military enlistment among any ethnic group in Israel, according to IDF Chief of Staff Gabi Ashkenazi, Arutz Sheva, 10. Juli 2009
  4. Druze Religious Leader Commits to Noachide "Seven Laws". In: Arutz Sheva. 18. Januar 2004, abgerufen am 18. Januar 2014.
  5. Israel's Druze call for world to help their sect in Syria, Ynet News, 14. Juni 2015
  6. Hundreds of Israeli Druze said anxious to join the fight against rebels in Syria, The Times of Israel, 31. März 2013
  7. Tsafrir Cohen: Das umstrittene Nationalstaatsgesetz, www.rosalux.org.il, 28. September 2018
VorgängerAmtNachfolger
Amin TarifScheich der Drusen in Israel
1993-heute
-