Hufeisensee
Hufeisensee | ||
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Hufeisensee von Nordosten | ||
Geographische Lage | in Halle (Saale), Sachsen-Anhalt | |
Zuflüsse | Grundwasser | |
Abfluss | Überlauf in die Reide | |
Daten | ||
Koordinaten | 51° 28′ 8″ N, 12° 1′ 25″ O | |
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Höhe über Meeresspiegel | 92 m ü. NN | |
Fläche | 70 ha | |
Volumen | 6,6 Mio. m³ | |
Umfang | 6,6 km | |
Maximale Tiefe | 26 m | |
Mittlere Tiefe | 9 m | |
Besonderheiten |
ehemaliger Braunkohletagebau und Kiesgrube |
Der Hufeisensee ist ein anthropogener See in Sachsen-Anhalt. Er liegt im Stadtgebiet von Halle (Saale) und ist eine Bergbaufolgelandschaft im ehemaligen Ammendorfer Revier.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Hufeisensee liegt im Ortsteil Kanena des Stadtteils Kanena/Bruckdorf im Stadtbezirk Ost von Halle. Er ist der größte See in der Umgebung von Halle. Der See, früher auch als Hufeisenteich benannt, verdankt seinen Namen der Form, die an ein Hufeisen erinnert. Er erstreckt sich etwa 1200 Meter in Nord-Süd- und 1300 Meter in Ost-West-Richtung. Er ist bis zu 400 Meter breit und der See hat eine Fläche von ca. 71–72 Hektar. Die Tiefe beträgt circa 9 Meter und 28 Meter an der tiefsten Stelle[1] und die Sichtweite im See erreicht bis zu 6 Meter. Er ist einer der größten und mit seinen 28 Metern auch einer der tiefsten Seen im Umkreis von Halle.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Ammendorfer Revier wurde ab 1832 erstmals industriell Braunkohle abgebaut. 1926 erfolgte zwischen Büschdorf und Bruckdorf der Aufschluss der Grube von der Heydt als größter Tagebau im Stadtgebiet von Halle. Nachdem die Braunkohlevorkommen im Jahr 1942 abgebaut waren, wurde bis zur Stilllegung des Tagebaus in den 1960er Jahren Kies gefördert.[2][3]
Über eine Pumpstation der ehemaligen „LPG ‚Ernst Thälmann‘ Halle-Saale-Gemüse“ am nördlichen Rand des Sees wurde regelmäßig Wasser entnommen. Zum einen diente es der Bewässerung der Felder in der Umgebung und zum anderen sollte der Wasserspiegel gehalten werden, da nachfließendes Grundwasser den Pegel immer wieder ansteigen ließ. Der Wasserspiegel wurde dadurch teilweise zu weit gesenkt und als Ende der 1970er Jahre das Pumpen aufgegeben wurde verfiel das Pumpenhäuschen.
Eine neue Pumpe wurde am nordöstlichen Rand des Sees errichtet, die jedoch mit geringerer Förderleistung für eine Beregnung der Felder genutzt wurde. Der Pumpbetrieb wurde 1989 nach der Wende und dem Ende des Bestehens der LPG eingestellt. Eine Pumpstation zur Pegelhaltung gab es auch an der südlichsten Stelle bei Kanena/Bruckdorf. Hier wurde die Druckleitung auf ca. 8 Meter Höhe in ein offenes Gerinne mit drei Feldwegüberfahrten geleitet. Das Gerinne (Anwohnerbezeichnung: „Wassergraben“) verlief parallel zur jetzigen Schkeuditzer Straße und endete an der Kreuzung Schkeuditzer Straße/Wallendorfer Straße in der örtlichen Kanalisation. Der Betrieb erfolgte bis um 1975.
Seit 1997 gibt es eine 800 Meter lange Verbindung und einen Überlauf zum nahegelegenen Bach Reide. Hauptaufgabe dieses Überlaufs ist eine angemessene Senkung des Wasserspiegels und die Schaffung eines Biotops, in dem heute zahlreiche Amphibien leben.
Gegenwart
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Hufeisensee ist ein beliebtes Naherholungsgebiet und Angelgewässer. Im Laufe der Jahre wuchsen an den, mittlerweile zum Teil befestigten, Ufern des Sees verschiedene Bäume und Sträucher, die 1991 angepflanzt wurden. Erste Aufforstungen im „Inneren“ des Hufeisens gab es schon Ende der 1950er Jahre. Im Sommer bietet die große Wasserfläche neben Wasserski- und Tauchmöglichkeit auch vielen Badegästen Erholung.
Für den Hufeisensee existiert ein Badeverbot der Stadt Halle. Dieses erfolgte aufgrund fortwährenden Eintrags von Giftstoffen wie Vinylchlorid aus den nahe gelegenen Industriegebieten des Halleschen Ostens.[4] Mit einem Vinylchlorid-Gehalt von bis zu 13 Mikrogramm pro Liter Seewasser liegt der Hufeisensee dauerhaft über dem Grenzwert für Trinkwasser. Dort sind nur 0,5 Mikrogramm pro Liter erlaubt.[5] Die Stadt Halle (Saale) lässt prüfen, inwieweit dieser Grenzwert auch für Badegewässer anzuwenden ist. Bei einer Kleinen Anfrage im Landtag von Sachsen-Anhalt wurde festgestellt, dass im Falle des Hufeisensees die Grenzwerte für Trinkwasser anzuwenden seien.[6] Trotz des Badeverbots und der stark krebserregenden Wirkung der Giftstoffe ist der Hufeisensee im Sommer ein beliebtes Badegewässer. 2022 wurde eine Frau bei einem Sprung ins Wasser durch eine herausragende Metallstange tödlich verletzt.[7]
Die Anzahl der Fischarten im Gewässer ist in den letzten Jahren trotzdem gestiegen, im Jahr 2005 entdeckten Taucher auch eine Garnelenart. Die schwarmbildenden Schwebegarnelen (Hemimysis anomala) wurden erstmals in einem mitteldeutschen Binnensee entdeckt, Biologen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg bezeichneten das Auftauchen als eine biologische Sensation.[8] Ebenfalls für zahlreiche Wasservögel ist der See mit seiner Umgebung geeigneter Lebensraum.
Nachdem der See aus der Bergaufsicht entlassen worden war, plante die Stadt Halle als Rechtsnachfolger im Jahr 2003 den Bau eines Freizeit- und Sportzentrums, das entsprechende Ausschreibungsverfahren steht jedoch bis heute aus. Darin war geplant, ein Golfplatz, Fußballstadion, Wasserskianlage, Campingplatz, Seebad und vieles mehr. Ein geplantes Fußballstadion wurde nicht errichtet, stattdessen innerhalb der Grundmauern des alten Kurt-Wabbel-Stadions.
Ein Golfplatz wurde 2017 offiziell eröffnet. Weiterhin wurden auf der Westuferseite einige Sandstreifen aufgeschüttet und ein 3 m breiter Rundweg errichtet. Es gibt Pläne die Wasserskianlage die bisher mit Motorbooten betrieben wird, auszubauen. Eine Wasserskianlage auf Basis von Masten und Seilzug ist beantragt, ausgeschrieben und ein Investor (von zwei Bewerbern) hat den Zuschlag bekommen.[9]
Es gibt Ideen zur Einrichtung eines Naturbades auf der Nordseite. Es soll sich an den vorhandenen Gegebenheiten orientieren und mit geringstmöglichen Eingriff in die Natur errichtet werden, mit mobilen Anlagen, statt den stationär geplanten. Die Stadt plant mittlerweile diesen Bereich ungenutzt der Natur zu überlassen.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ verwaltung.uni-halle.de
- ↑ Archivlink ( vom 19. März 2009 im Internet Archive)
- ↑ Archivlink ( vom 7. Juni 2008 im Internet Archive) siehe Abschnitt Hufeisensee
- ↑ Dirk Skrzypczak: Giftige Gefahr am „Hufi“ Wird das Schadstoffproblem von der Stadt verharmlost? Online veröffentlicht auf www.mz.de am 21. Juni 2018.
- ↑ Robert Briest: Dauerzustand am Hufeisensee? Bundesamt rät vom Bad ab. Online veröffentlicht auf https://mz-web.de/ am 21. Juli 2016.
- ↑ Dr. Andreas Schmidt (MdL.): Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung. KA 7/269. 11.11.2016. Verfügbar online.
- ↑ Reaktionen auf Badeunfall: Baden im Hufeisensee soll verboten bleiben. In: mdr.de. 2. Juli 2022, abgerufen am 20. Juni 2023.
- ↑ verwaltung.uni-halle.de
- ↑ Wasserskianlage am Hufeisensee kommt. › Hufeisensee Halle Saale. Abgerufen am 4. November 2019 (deutsch).
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Profil des Sees, herausgegeben von der Stadt Halle (Saale) ( vom 16. Mai 2011 im Internet Archive) (PDF-Datei; 578 kB)
- Konzeptpapier zum Hufeisensee (PDF-Datei; 74 kB)
- Amtsblatt der Stadt Halle (Saale) vom 12. März 2003 (PDF-Datei; 2,22 MB)