Baucau

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Baucau
Baucau (Osttimor)
Baucau (Osttimor)
Baucau
Koordinaten 8° 28′ S, 126° 27′ OKoordinaten: 8° 28′ S, 126° 27′ O

Verwaltungsamt Baucau
Basisdaten
Staat Osttimor
Gemeinde Baucau
Verwaltungsamt Baucau
Suco Bahu, Buibau und Tirilolo
Einwohner 19.118 (2022)
Altstadt von Baucau
Altstadt von Baucau
Altstadt von Baucau

Baucau ist die Hauptstadt der Gemeinde Baucau in Osttimor.

1936 wurde Baucau von den Portugiesen, nach dem Diktator des Estado Novo António de Oliveira Salazar, in Vila Salazar umbenannt. Doch der Name setzte sich nicht durch und einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte man zum alten Namen zurück.[1]

Klimadiagramm[2]

Baucau liegt an der Nordküste des Landes, 123 km östlich der Hauptstadt Dili im Verwaltungsamt Baucau.[3] Die Altstadt Baucaus (Vila Antuga) liegt im Suco Bahu, im Nordwesten der Stadt. Das Zentrum der Neustadt (Vila Nova) liegt im Suco Tirilolo und deren Süden im Suco Buibau.[4] Die Außenbezirke im Nordosten gehören zu den Sucos Buruma und Caibada. Sie sind aber nicht als „urban“ klassifiziert.

Baucau zeichnet sich durch eine starke Hanglage aus. Vom Zentrum der Altstadt auf 336 m über dem Meer, wo Markt und Kathedrale stehen, muss man eine halbe Stunde der Straße hinab folgen, bis man den Strand erreicht. Während im oberen Bereich, in der Neustadt feste Betongebäude stehen, befinden sich unterhalb des Zentrums der Altstadt fast nur noch Hütten aus Holz, Lehm und Stroh. Durch die gepflegten Gärten mit vielen Büschen, die farbenfrohe Blüten tragen und den Palmen und anderen Bäumen, die den Weg zum Strand fast zu einem Wald machen, erscheint diese Hüttenstadt aber nicht ärmlich.

Baucau ist bei der Trinkwasserversorgung nahezu vollständig vom Grundwasser abhängig. Es gibt keine ganzjährig wasserführende Flüsse. Da dieses nicht sehr tief im Untergrund liegt, wird es durch Verschmutzung bedroht.[5]

Baucau ist die zweitgrößte Stadt Osttimors mit 19.118 Einwohnern (2022). 6.647 Menschen wohnen davon in Bahu, 2.269 in Buibau und 10.202 in Tirilolo.[4]

Waimaha aus Baucau (um 1940)

Nahe der Stadt Baucau fand man ein Tüllenbeil der Dong-Son-Kultur (etwa 800 v. Chr. bis 200 n. Chr.) aus dem Gebiet des heutigen Vietnams.[6]

Baucau war 1859 der zweite Ort im Osten Timors, an dem die Portugiesen eine neue Siedlung gründeten. Es entwickelte sich zum kolonialen Verwaltungszentrum der Region.

1912 brach in Baucau ein Aufstand gegen die portugiesischen Kolonialherren aus. Marinesoldaten des Kanonenbootes Pátria unter Leutnant Jaime do Inso mussten zwischen dem 29. Juni und 25. Juli den Ort gegen die Aufständischen verteidigen. Der Aufstand wurde aber schnell niedergeschlagen. Dabei sollen 2.000 Menschen ums Leben gekommen sein.[7]

23. November 1944: Noch zwei Tage nach einem Luftangriff brennt es in Baucau

Im Zweiten Weltkrieg wurden während der Schlacht um Timor (1942–1949) Teile Baucaus zerstört, darunter das Gebäude des Stadtmarktes und die alte römisch-katholische Kirche.

Ruine eines kolonialen Gebäudes in Baucau

Während des Putschversuchs der UDT im August 1975 führte sie zwei Haftzentren im Verwaltapoungsamt Baucau. Eines befand sich in der heutigen Pousada de Baucau in Baucau, das zweite in Descascadeira, einer Reismühle in Bahu. Meistens wurden die Gefangenen erst einige Tage in der Pousada gehalten, wo sie von lokalen UDT-Führern verhört wurden. Dann wurden sie zur Descascadeira gebracht. Insgesamt sind 30 FRETILIN-Kämpfer hier gefangen gehalten worden. Sie berichteten von Misshandlungen und Folter. So wurden sie mit Peitschen geschlagen, getreten und verprügelt. Nach dem Sieg der FRETILIN wurden nun an beiden Orten UDT- und APODETI-Anhänger gefangen gehalten. Auch sie berichten von Schlägen.[8]

Am 9. Dezember 1975 besetzten die Indonesier Baucau. Dem Bombardement aus der Luft und von der See aus folgten indonesische Fallschirmspringer. Mehrere Stunden leisteten die Kämpfer der FALINTIL Widerstand, bis sie sich in das Hinterland zurückzogen.[9] Zwischen 1975 und 1980 kam es zu schweren Menschenrechtsverletzungen, wie Verhaftungen und Folter. In der Stadt gab es sechs Haftzentren, darunter wieder die Pousada de Baucau (in dieser Zeit Flamboyan Hotel).[8] Außerdem wurden Ende 1979 zwangsumgesiedelte Osttimoresen in der Altstadt interniert.[10]

Am 29. Mai 1997 fanden Wahlen statt, bei denen Vertreter Osttimors für das indonesische Parlament gewählt werden sollten. Im Umfeld kam es landesweit zu mehreren Attacken auf die indonesische Besatzungsmacht und ihre Unterstützer. In Baucau wurden am 28. Mai der ehemalige Chef des Distriktsparlaments, Miguel Baptismo da Silva (1987–1992), und seine Frau ermordet.[11]

Im November 2002 gab es Tote bei Ausschreitungen in Baucau.[12] Auch 2010 kam es zu Kämpfen zwischen Jugendbanden nahe dem Straßenmarkt.[13]

Baucau ist der zweitälteste Bischofssitz Osttimors. Das Bistum Baucau wurde 1996 gegründet. An der Front der Kathedrale Santo António befinden sich zwei portugiesische, weiß-blaue Fliesenbilder, so genannte Azulejos. In Baucau Vila Nova befinden sich die Al Amal-Moschee und die zweite Pfarrkirche der Stadt, Sagrada Coração de Jesus.

Bunte Wandmalereien, zum Beispiel mit Motiven, die an animistische Riten erinnern, verzieren den Ort. Nahe dem Straßenmarkt befindet sich eine Höhle mit der Quelle von Wai Lia (Wailia). Ursprünglich ein heiliger Ort des alten, animistischen Glaubens, wurde 2010 hier eine Madonnenstatue aufgestellt, so dass nun beide Religionen hier praktiziert werden.[13]

Weitere Gebäude und Einrichtungen

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Schule Nr. 2 in der Neustadt

Wie in anderen Teilen Osttimors wurden auch in Baucau weite Teile der Infrastruktur in der indonesischen Operation Donner nach dem Unabhängigkeitsreferendum 1999 zerstört. Trotzdem blieben einige alte Gebäude aus der Kolonialzeit erhalten, so die Sekundarschule St. Antonius in Teolale, das alte Marktgebäude und die Herberge Pousada de Baucau, ein rosafarbenes Gebäude, dessen Restaurant einen Blick aufs Meer bietet. Das Marktgebäude wurde ursprünglich 1932 unter Verwalter Armando Eduardo Pinto Correia erbaut worden und dient seit 2014 als Kongresszentrum. Im Zweiten Weltkrieg wurde es teilweise zerstört und erst nach 1970 wieder aufgebaut. Während der indonesischen Operation Donner 1999 wurde das Gebäude erneut verwüstet und unbenutzbar. 2014 hat das Staatssekretariat für Kultur aus ihm ein regionales Kulturzentrum gemacht. Es enthält eine kleine Bücherei mit Internetanschluss und verschiedene Ausstellungen. Der zentrale Bereich wird für Vorführungen, Konferenzen und Ausstellungen genutzt. Auch der kleine Park vor dem Gebäude wurde wiederhergestellt.[14] Das öffentliche Freibad aus kolonialer Zeit (Piscina de Baucau), das zur Pousada de Baucau gehört, ist wieder in Betrieb. Der große Brunnen im Zentrum der Altstadt wird zum Wäschewaschen und von den Kindern zum Baden genutzt.

Das örtliche Krankenhaus heißt Regional Hospital Eduardo Ximenes.[15]

Das Instituto Católico para Formação de Professores (ICFP) ist eine staatlich anerkannte Hochschule in Baucau.[16] Die Universidade de Díli (UNDIL) und das East Timor Institute of Business (IOB) betreiben in Baucau Parallelklassen.[17][18]

Der Flughafen Baucau liegt sechs Kilometer westlich der Stadt, an der Westgrenze des Sucos Bahu.

1985 wurde der Fußballclub FC Zebra in Baucau gegründet. Die Liga Futebol Amadora Primeira Divisão 2017 findet unter anderem im Estadio Municipal de Baucau statt.[19]

Persönlichkeiten

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Nach der Stadt ist der Marskrater Baucau benannt.[20]

Commons: Baucau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Baucau – Reiseführer

Einzelnachweise

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  1. Geoffrey Hull: The placenames of East Timor. (Memento vom 14. Februar 2017 im Internet Archive) In: Placenames Australia (ANPS): Newsletter of the Australian National Placenames Survey, Juni 2006, S. 6 & 7, abgerufen am 28. September 2014.
  2. Seeds of Life
  3. Lonely Planet East Timor
  4. a b Institutu Nasionál Estatístika Timor-Leste: Final Main Report Census 2022, abgerufen am 18. Mai 2022.
  5. M. Freire, P. Pinto, M. Soares, S. Medeiros, A. S. P. S. Reboleira, A. Reis, M. Gomez: “Fatuk-Kuak Hosi Timor Lorosa’e”: Caves of Timor-Leste, Proceedings of the 17th International Congress of Speleology 31, S. 35, abgerufen am 11. Februar 2019.
  6. Sue O’Connor: Nine New Painted Rock Art Sites from East Timor in the Context of the Western Pacific Region, Asia Perspectives, Vol.42, No.1, 2003, abgerufen am 6. April 2020.
  7. Geoffrey C. Gunn: History of Timor. (Memento vom 24. März 2009 im Internet Archive) Technische Universität Lissabon (PDF-Datei; 805 kB)
  8. a b „Part 7.4: Arbitrary, Detention, Torture and Ill treatment“ (Memento vom 4. Februar 2016 im Internet Archive) (PDF; 2 MB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch).
  9. Estêvão Cabral: Life and death in the mountains of Timor-Leste: the case of Ponta Leste (Memento vom 26. November 2016 im Internet Archive), abgerufen am 25. November 2016.
  10. „Chapter 7.3 Forced Displacement and Famine“ (Memento vom 28. November 2015 im Internet Archive) (PDF; 1,3 MB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch).
  11. (INDONESIA-L) HRW/ASIA – East Timor Guerrilla Attacks: East Timor Guerrilla Attacks vom 4. Juni 1997 (Memento vom 19. September 2006 im Internet Archive)
  12. Fundasaun Mahein: Victims of Independence, aufgerufen am 26. Mai 2012.
  13. a b A. McWilliam, L. Palmer und C. Shepherd: Lulik encounters and cultural frictions in East Timor: Past and present, S. 315, 2014, Aust J Anthropol, 25: 304–320. doi:10.1111/taja.12101, abgerufen am 12. Dezember 2017.
  14. Secretaria de Estado da Cultura: Recovering the Old Municipal Market in Baucau (Memento vom 30. März 2014 im Internet Archive)
  15. Regierung Osttimors: Ministry of Health inaugurates the Regional Hospital of Baucau, 25. Januar 2017, abgerufen am 1. Februar 2017.
  16. Agência Nacional para a Avaliação e Acreditação Académica: Instituto Católico para Formação de Professores (ICFP) (Memento vom 14. August 2014 im Internet Archive), abgerufen am 14. August 2014.
  17. ANAAA: Universidade de Díli, abgerufen am 1. April 2017.
  18. 2015 IOB General Information, abgerufen am 12. Juni 2017.
  19. ANTIL via Timor Agora: Kompetisaun LFA Segunda Époka Hala´o iha Estádiu Baucau no Maliana, 3. Januar 2017, abgerufen am 17. Februar 2017.
  20. The Etymology Of Mars Crater Names, abgerufen am 16. Mai 2021.