Wolfgang Sartorius von Waltershausen
Freiherr Wolfgang Sartorius von Waltershausen (* 17. Dezember 1809 in Göttingen; † 16. März 1876 ebenda) war ein deutscher Geologe.
Leben und Werk
BearbeitenSartorius von Waltershausen studierte in Göttingen. Seine Aufmerksamkeit galt besonders den Naturwissenschaften, insbesondere der Mineralogie. Sein Vorname geht auf Johann Wolfgang von Goethe zurück, der eine enge Freundschaft mit seinen Eltern pflegte und sein Taufpate war. Sein Vater Georg Sartorius war Schriftsteller und Professor für Volkswirtschaftslehre und Geschichte an der Universität Göttingen.
Sartorius von Waltershausen beteiligte sich an den erdmagnetischen Beobachtungen von Carl Friedrich Gauß, unter anderem auf einer Reise 1834/35 durch Europa, und erforschte dann bis 1843 den Vulkan Ätna auf Sizilien (teilweise gemeinsam mit Christian Peters). In seinem großen Atlas des Ätna (1858–1861) kartografierte er die Lavaströme aus vergangenen Jahrhunderten am Ätna. Auch die Vulkaninsel Island besuchte er zu geologischen Untersuchungen, 1846 u. a. begleitet von Robert Wilhelm Bunsen und Carl Bergmann, und stellte vergleichende Untersuchungen zum Ätna an (Physisch-geographische Skizze von Island 1847, Über die vulkanischen Gesteine in Sizilien und Island 1853, Geologischer Atlas von Island 1853). Dreißig Jahre lang bis zu seinem Tod hatte er die Professur für Geologie und Mineralogie an der Universität Göttingen. In seinem Essay Recherches sur les climats de l’époque actuelle et des époques anciennes von 1866 vertrat er die Ansicht, dass die Eiszeiten durch Änderungen der Form der Erdoberfläche verursacht würden. 1856 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[1] Im Jahr 1874 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt.[2]
Im Alter war Sartorius von Waltershausen eng mit Carl Friedrich Gauß befreundet. Kurz nach dessen Tod veröffentlichte er die bekannte Schrift Gauss zum Gedächtnis. Sartorius von Waltershausen sprach im Auftrag der Universität bei Gauß’ Begräbnis. Die Anekdote über Gauß, der als Schüler seinen Lehrer durch das schnelle Zusammenzählen einer arithmetischen Reihe überrascht,[4] und eines der bekanntesten Gauß-Zitate, „Die Mathematik ist die Königin der Wissenschaften, und die Arithmetik ist die Königin der Mathematik“,[5] ist in dem Nachruf durch Sartorius von Waltershausen überliefert.
Die Erstbeschreibung des Minerals Argentopyrit 1866 geht auf Wolfgang Sartorius von Waltershausen zurück.[6] Das Mineral Sartorit sowie der Waltershausen Gletscher (73° 52′ N, 24° 20′ W ) und der Waltershausen Nunatak (74° 15′ N, 26° 15′ W ) im Nordost-Grönland-Nationalpark sind nach ihm benannt.
Werke
Bearbeiten- Ueber die submarinen vulkanischen Ausbrüche in der Tertiär-Formation des Val di Noto im Vergleich mit verwandten Erscheinungen am Aetna. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1846 (archive.org).
- Über die vulkanischen Gesteine in Sicilien und Island und ihre submarine Umbildung. Dieterichsche Buchhandlung, Göttingen 1853 (archive.org).
- Erläuterungen zum geologischen Atlas von Island. Dieterichsche Buchhandlung, Göttingen 1853 (archive.org).
- Gauss zum Gedächtniss. S. Hirzel, Leipzig 1856 (archive.org).
- Der Aetna. 1858–1861.
Literatur
Bearbeiten- Carl Wilhelm von Gümbel: Sartorius: Wolfgang Freiherr S. v. Waltershausen. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 30, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 394 f.
- Franz Menges: Sartorius v. Waltershausen (auch nur: v. Waltershausen), Freiherren. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 438 f. (Digitalisat).
- Karin Reich: Wolfgang Sartorius von Waltershausen (1809–1876). In: Dies. (Hrsg.): Wolfgang Sartorius von Waltershausen, Gauß zum Gedächtniss. Edition am Gutenbergplatz Leipzig, Leipzig 2012, ISBN 978-3-937219-57-8 (Verlagsinfo).
- Karl Hans Wedepohl: Wolfgang Sartorius Freiherr von Waltershausen, 1809–1876. In: Karl Arndt, Gerhard Gottschalk, Rudolf Smend (Hrsg.): Göttinger Gelehrte. Wallstein, Göttingen 2001, S. 174 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 209.
- ↑ Mitgliedseintrag von Wolfgang Sartorius Freiherr von Waltershausen bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 29. August 2022.
- ↑ Das Grab befindet sich in Abteilung 10. Quelle: Jens-Uwe Brinkmann (Text), Kaspar Seiffer (Fotos): Der Göttinger Stadtfriedhof. Ein Rundgang. Hrsg. Fremdenverkehrsverein Göttingen e. V. und Göttinger Verschönerungsverein, Göttinger Tageblatt, Göttingen 1994, ISBN 3-924781-26-5, S. 18 f., Nr. 10. Ein Abteilungsplan ist hier unter Stadtfriedhof Göttingen abrufbar.
- ↑ Sartorius von Waltershausen: Gauss zum Gedächtnis, 1856, S. 12–13 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Sartorius von Waltershausen: Gauss zum Gedächtnis, 1856, S. 79 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Wolfgang Sartorius von Waltershausen: Einige nachträgliche Bemerkungen über den Silberkies (PDF-Datei, 140,4 kB). In: Nachrichten von der K. Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg-Augusts-Universität, 1866, S. 66–68.
Personendaten | |
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NAME | Sartorius von Waltershausen, Wolfgang |
ALTERNATIVNAMEN | Waltershausen, Wolfgang Sartorius von (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Geologe, Mineraloge und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 17. Dezember 1809 |
GEBURTSORT | Göttingen |
STERBEDATUM | 16. März 1876 |
STERBEORT | Göttingen |