Das Westmünsterland ist eine Region im Nordwesten des Landes Nordrhein-Westfalen, zwischen der Grenze zu den Niederlanden im Westen, dem Oberzentrum Münster im Osten und dem Ruhrgebiet im Süden. Die Definition variiert je nach Perspektive kulturell, geografisch oder naturräumlich.

Seit der kommunalen Gebietsreform 1975 versteht man unter Westmünsterland insbesondere, losgelöst von der naturräumlichen Konnotation, oftmals das Gebiet der Kreise Borken und Coesfeld. Nach dieser Definition ist Bocholt im Kreis Borken größte Stadt der Region.

Geographie

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Umschreibung des „Westmünsterland“ genannten Raumes

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Naturräumlich ist das Westmünsterland eine etwa 2000 km²[1] umfassende naturräumliche Haupteinheit im Westen der Westfälischen Bucht. Sie ist nicht ganz deckungsgleich mit dem Westen des westfälischen Münsterlandes, da sie im Norden auch kleine niedersächsische Anteile hat und das historische Münsterland nach Westen bis in die benachbarte Haupteinheitengruppe Niederrheinische Bucht reicht. Im Süden erstreckt sich das naturräumliche Westmünsterland (Norden des Kreises Recklinghausen) bis über die Lippe, wo historisch das kurkölnische Vest Recklinghausen begann.

Im Südosten zählen auch die hügellandschaftlichen Höhenzüge Hohe Mark (mit Rekener Kuppen) (bis 145,9 m), Borkenberge (bis 133,3 m) und Haard (bis 153,8 m, links der Lippe), die auch unter der Bezeichnung Halterner Berge zusammengefasst werden, zur Haupteinheit, während die Baumberge (bis 187,6 m) bereits dem Kernmünsterland zugerechnet werden und die Mitte des Westmünsterlandes östlich flankieren.

Im äußersten westlichen Norden stellt Bad Bentheim die einzige niedersächsische Ortschaft dar, die zum Westmünsterland gehört, alle anderen Teile gehören zu Westfalen.

Den Nordosten nimmt der Westen des Kreises Steinfurt mit Rheine und den sich südwestlich anschließenden Orten ein.

Den größten Flächenanteil am Naturraum hat der Kreis Borken, der sich um die Städte Gronau, Ahaus und Borken weiter südlich anschließt. Bis östlich von Winterswijk stellt die niederländische Grenze auch die Naturraumgrenze dar, während westlich der Kreisstadt gelegene Orte bereits der Niederrheinischen Tiefebene zugerechnet werden.

Südlich Borkens nimmt der zentrale und östliche Teil des Naturparks Hohe Mark-Westmünsterland mit den Höhenzügen Hohe Mark (bis 145,9 m), Borkenberge (bis 153,8 m) und Haard (bis 156,9 m; links der Lippe) ein, der im Kreis Recklinghausen die Stadt Haltern am See nebst Halterner Stausee beinhaltet, während im äußersten Süden die Industriestädte Dorsten und Marl (zweitgenannter Ort nur zur Nordhälfte dem Westmünsterland zugehörig) hufeisenförmig vom Naturpark umschlossen werden. Südlich grenzt hier die Haupteinheit Emscherland an.

Im Kreis Coesfeld stellen die Osthänge von Haardt und Borkenbergen bis zum gerade nicht mehr westmünsterländischen Dülmen auch die Ostgrenze zum Kernmünsterland dar. Weiter nördlich schließt die Ostgrenze Coesfeld und Billerbeck so gerade noch mit ein, um am zweitgenannten Ort an die kernmünsterländischen Baumberge (bis 187,6 m) zu stoßen.

Schöppingen ist weiter nördlich der einzige kernmünsterländische Ort im Osten des Kreises Borken. Weiter verläuft die Naturraumgrenze im Kreis Steinfurt derart nach Nordosten, dass sie so gerade Steinfurt (Kernmünsterland) und Emsdetten (Ostmünsterland) ausschließt, um im weiteren Verlauf nach Norden Rheine zu erreichen, welches den nordöstlichsten Ort der Haupteinheit darstellt und nur zu etwa der Hälfte (sowohl der Gemarkung als auch der Besiedlung) hinzu gerechnet wird.[2]

Naturräumliche Gliederung

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Das Westmünsterland gliedert sich wie folgt (in den feineren Untereinheiten mit zwei Nachkommastellen sind zur besseren Ortung einzelne Ortschaften oder Flüsse verlinkt):[1][3]

Die Einheiten 544.3, 544.5 und 544.7 werden auch unter der Bezeichnung Halterner Berge zusammengefasst.

Gewässer

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Das Westmünsterland entwässert, abgesehen vom der Ems tributären äußersten Nordwesten, ausschließlich in nordwestliche Richtungen zum IJsselmeer bzw., im Süden, über die Lippe zum Rhein.

Fließgewässer

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Wichtigste Flüsse zum IJsselmeer sind, von Norden nach Süden geordnet (in Klammern Länge und Einzugsgebiet [im Westmünsterland])[4]:

  • Steinfurter Aa (Unterlauf; zur Vechte, s. u.; 46,4 [15,2] km, 205 [<80] km² – der größere Teil im Kernmünsterland)
  • Vechte (unterer Oberlauf; 181,7 [30,8] km, 3.780 [ca. 340] km² – nur 43,4 km und <410 km² in der Westfälischen Bucht)
  • Dinkel (Oberlauf; 89,0 [41,0] km, 643 [187] km²)
  • Ahauser Aa (zur IJssel; 85,3 [34,9] km, [143] km²)
  • Berkel (Ober- und Mittellauf; zur IJssel; 114,6 [76,5] km, [380] km²)
  • Schlinge (Oberlauf; zur Issel; 55,4 [13,9] km, [59] km²)
  • Bocholter Aa (Oberlauf; zur Issel; 55,8 [22,4] km, 536 [<224] km² – davon 50,8 km und 440 km² in Deutschland, Unterlauf im Niederrheinischen Tiefland und NL)

Im Süden des Westmünsterlandes fließen der Lippe, flussabwärts von Ost nach West geordnet, folgende Flüsse aus nördlichen Richtungen zu:

  • Stever (58,0 [15,6] km, 924 [>376] km²)
  • Halterner Mühlenbach (im Oberlauf „Heubach“; zur Stever, s. o., bzw. zum Halterner Stausee; 30,7 km, 296 km²)
  • Hammbach (21,5 km – über Midlicher Mühlenbach und Wienbach 24,1 km; 148 km²; ein kleiner Anteil des Einzugsgebietes im Westen gehört nicht mehr zum Westmünsterland)

Standgewässer

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Die wichtigsten Standgewässer des Westmünsterlandes sind von Norden nach Süden (in Klammern die Fläche):

Landschaft

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Die Böden aller Teile des Westmünsterlandes sind vergleichsweise sandig. Überdies waren bzw. sind viele Landstriche traditionell feucht bis nass, was zu einer eher kargen Besiedlung geführt hat. Natürliche Waldgesellschaften sind auf sandigeren Böden der Stieleichen-Birken-Mischwald, bei größerem Lehmanteil der Traubeneichen-Rotbuchen-Mischwald. Sie sind allerdings nur noch kleinflächig in annähernd natürlicher Zusammensetzung anzutreffen.

Erst mit der Kultivierung der Heiden und Moore etablierte sich, in Verbindung mit Düngung, die Landwirtschaft, die das Westmünsterland bis heute prägt.[1] Dadurch konnte sich die plattdeutsche Sprache, gerade in kleineren Orten, bis heute erhalten.

Die Industrialisierung setzte in weiten Teilen erst zum Ende des 19. Jahrhunderts ein. Heute sind verschiedenste Branchen vertreten. Die Arbeitslosigkeit ist vergleichsweise niedrig, nicht zuletzt, weil viele Orte zum Wohnort für im Ruhrgebiet tätige Pendler wurden.

Kulturelle und geografische Regionsbezeichnung

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Der Begriff Westmünsterland ist Ausdruck regionaler Identität, die mit einer gefühlsmäßigen Bindung an die Region einhergeht und Begriffe wie Wohnort, regionale Kultur, Landschaft und Menschenschlag umfasst.[5]

Seit einigen Jahren benutzen zunehmend auch Unternehmen den Begriff Westmünsterland direkt oder abgekürzt für ihre Firmenbezeichnungen, wie beispielsweise die Sparkasse Westmünsterland, Radio WMW, die Wohnbau Westmünsterland, die Stadtwerke Westmünsterland Energiekooperation, der Unternehmensverband AIW – Aktive Unternehmer im Westmünsterland, die Beratungsregion Westmünsterland der Landwirtschaftskammer NRW, das gemeinsame Internetportal der AWO-Kreisverbände Borken und Coesfeld, die VWG Verlagsgesellschaft Westmünsterland und das inzwischen eingestellte wm.tv. Diese orientieren sich eher an kulturellen als an naturräumlichen Grenzen.

Das Westmünsterland war ein Schwerpunkt des nordrhein-westfälischen Strukturförderprogramms Regionale 2016, deren Agentur ihren Sitz in Velen hatte.

Die Westmünsterlandbahn (EnschedeCoesfeldLünenDortmund) fährt nur im westlichen und zentralen Abschnitt zwischen Gronau und Dülmen durch das (naturräumliche) Westmünsterland. Eine weitere Bahnanbindung ist nach Süden gerichtet, über Hamminkeln und Wesel nach Duisburg hin auf der Rheinschiene.

Diese Beispiele zeigen, dass sich eine Region nicht mehr wie früher durch naturräumliche, kulturelle oder gar konfessionelle Gegebenheiten bestimmt. Vielmehr sind es Faktoren, die den Alltag bestimmen: Einkaufsorte, Pendlerströme, Verkehrsachsen.[6]

Politische Gliederung

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Zum Westmünsterland im weiteren Sinne zählen die Kreise Borken, Coesfeld, Steinfurt und eventuell Recklinghausen.[6] Die Landkreise gehen zurück auf die von Preußen 1815 geschaffenen Verwaltungseinheiten, die nach der kommunalen Neuordnung 1975 den heutigen Zuschnitt erhielten.

Mit Blick auf die Regionale 2016 „Zukunftsland“ gehören auch die Kommunen Dorsten und Haltern am See (Kreis Recklinghausen), Hamminkeln, Hünxe, Schermbeck (alle im Kreis Wesel), Selm und Werne (Kreis Unna) zu dieser Region.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b c Emil Meynen und Josef Schmithüsen: Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands. Bundesanstalt für Landeskunde, 6. Lieferung, Remagen 1959 (insgesamt 9 Lieferungen in 8 Büchern 1953–1962, aktualisierte Karte 1:1.000.000 mit Haupteinheiten 1960)
  2. Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise) Kartendienst „Schutzgebiete“ macht die Grenzen der Haupteinheitengruppe („Naturräume“) und der Haupteinheiten einblendbar, der etwas gröbere Kartendienst „Landschaften“ unterteilt die Naturräume noch etwas feiner.
  3. Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 83/84 – Osnabrück/Bentheim (Sofie Meisel 1961; Westen und Mitte), Blatt 95/96 – Kleve/Wesel (Wilhelm von Kürten 1977; Mitte und Osten) und Blatt 97 – Münster (Sofie Meisel 1960; Westen) – Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg
  4. Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise) – "Gewässerstationierung" und "Bundesamt für Naturschutz/Naturräumliche Gliederung/Haupteinheiten" können hinzu geladen werden.
  5. Ludger Kremer: Historisch-landeskundliche Forschung im Westmünsterland. Hrsg.: Gesellschaft für historische Landeskunde des westlichen Münsterlands. ISBN 978-3-937432-24-3, S. 191 ff.
  6. a b Ludger Kremer: Das Westmünsterland als geographisch-politisch-kultureller Raum. Zur Entstehung und Bedeutung eines Landschaftsnamens. In: Ingeborg Höting, Ludger Kremer, Timothy Sodmann (Hrsg.): Beiträge der Gesellschaft für historische Landeskunde des westlichen Münsterlandes, Streifzüge durch die Siedlungs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Westmünsterlands. Band 5. Achterland Verlagscompagnie, 2013, ISBN 978-3-933377-21-0, S. 9 ff.