Wehrhain ist ein Stadtteil der Stadt Schlieben in Brandenburg. Der Ort hat etwa 260 Einwohner auf einer Fläche von 817 Hektar. Er liegt etwa zwei Kilometer östlich der Kernstadt.

Geschichte

Bis zum 1. Januar 1938 trug der Ort den Namen Werchluga, der im Rahmen der nationalsozialistischen Germanisierung sorbischstämmiger Ortsnamen durch den frei erfundenen Namen „Wehrhain“ ersetzt wurde. Der Name Werchluga kann als Ort am Sumpf gedeutet werden.

1525 wurden 780 Weiden gepflanzt, 1533 weitere 90. Vermutlich gab es einen reichen Obstanbau. Eichen und Birken sicherten den Holzbedarf. Es gab eine Mühle im Ort und eine Schmiede. Der Ort hatte keinen eigenen Friedhof. Es gab ein Bethaus im Dorf, das ab 1800 als Schule genutzt wurde. Einer der ersten Lehrer war von Beruf Schuster. Er betrieb sein Handwerk während des Unterrichts und nutzte den Knieriemen zur Züchtigung der Schüler. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg musste die Schule des Öfteren aufgrund von Seuchen, Mangel an Brennstoffen zur Heizung, sowie baulicher Mängel schließen. 1946 arbeitete der spätere Schriftsteller Werner Heiduczek als Neulehrer in Wehrhain.[1]

Die Bauern lebten unter anderem vom Hopfenanbau und Torfstechen.

Am 1. November 2001 wurde Wehrhain nach Schlieben eingemeindet.[2]

Mühlengeschichte

Für das Jahr 1820 sind eine Wasser- und eine Windmühle erwähnt. 1850 wird ein Müller Lehmann genannt, 1906 ist nur noch eine Mühle auf den Messtischblättern zu erkennen. Die letzte Mühle, eine sehr seltene Erdholländermühle, gehörte 1926/18 Hugo Türk. Seine Nachfahren betrieben die Mühle bis in die 1970er Jahre. Seit den 1980er Jahren stand die Mühle ohne Flügel dem Verfall preisgegeben. Rettungsversuche waren erfolglos. Die Besitzer hatten letztlich einen Antrag auf Abriss gestellt.[3][4]

In der Nacht vom 31. Dezember 2010 zum 1. Januar 2011 wurde das Wahrzeichen von Wehrhain, die alte Mühle, gegen 1:15 Uhr durch ein Feuer zerstört.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Im örtlichen Denkmalliste ist das Gebäude in der Lindenstraße 13 eingetragen. Es ist an der nordöstlichen Seite des Angers zu finden. Dabei handelt es sich um einen 112-geschossigen Ziegelbau mit Satteldach.[5][6]

Weiters ist im Ort ein Gefallenendenkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen und vermissten Dorfbewohner zu finden. Das Denkmal besteht aus einer auf einem dreistufigen Sockel befindlichen Stele. An den Seiten sind die Namen der Gefallenen eingelassen. An zwei weiteren Seiten des Denkmals finden sich die Inschriften: „Der Tod fürs Vaterland ist ewiger Verehrung wert.“ sowie „Unseren im Weltkrieg Gebliebenen – Errichtet im Jahre 1921“.[7]

 
Freilichtbühne (2010)

Der Motorradstammtisch lädt traditionell seit 1991 am zweiten Juli-Wochenende zum größten Fest in Wehrhain, dem Motorradtreffen, auf dem Sportplatz, dem Loch ein. Eine Freilichtbühne, ein Ausschank, eine Tanzfläche, eine Kegelbahn und sanitäre Einrichtungen ermöglichen seit einigen Jahren erfolgreiche Veranstaltungen im Loch. Dort findet auch das jährlich im September von der Dorfjugend ausgerichtete Fußballturnier statt.

Im Februar finden sich vorwiegend junge Einwohner beim traditionellen Zempern in Kostümen zusammen, um durch das Dorf zu ziehen und allerlei Speis, Trank und Geld einzusammeln.

Wirtschaft

Im Ort sind einige mittelständische Handwerks- und Dienstleistungs-Unternehmen ansässig.

Literatur

  • Sybille Gramlich, Irmelin Küttner: Landkreis Elbe-Elster Teil 1: Die Stadt Herzberg/Elster und die Ämter Falkenberg/Uebigau, Herzberg, Schlieben und Schönewalde. ISBN 978-3-88462152-3
  • Jürgen Bergmeier: Die Trauungen im Kirchspiel Schlieben 1578 - 1799. BücherKammer, Herzberg (Elster) 2023. ISBN 978-3-940635-76-1
Commons: Wehrhain – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Hans-Dieter Lehmann: Bilder aus dem Schliebener Amtsbereich. In: Schliebener Amtsnachrichten, 17. März 1995.
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands
  3. Sven Gückel: Wehrhain: Diesmal verliert die Mühle den Kampf. In: Lausitzer Rundschau. 6. Oktober 2006, abgerufen am 10. Juli 2016.
  4. Birgit Rudow: Schicksal der Wehrhainer Mühle noch nicht besiegelt? In: Lausitzer Rundschau. 25. Oktober 2006, abgerufen am 10. Juli 2016.
  5. Das Wehrhainer Grundstück Lindenstraße 13 in der Datenbank des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, abgerufen am 4. Dezember 2016.
  6. Sybille Gramlich, Irmelin Küttner: Landkreis Elbe-Elster Teil 1: Die Stadt Herzberg/Elster und die Ämter Falkenberg/Uebigau, Herzberg, Schlieben und Schönewalde. ISBN 978-3-88462152-3, S. 349
  7. Beitrag von Reinhard Naumann (2005) auf Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, abgerufen am 4. Dezember 2017

Koordinaten: 51° 43′ N, 13° 25′ O