Platonow (Tschechow)

Komödie von Anton Tschechow

Platonow ist der Titel, unter dem ein frühes, ursprünglich namenloses Drama von Anton Tschechow im deutschsprachigen Raum veröffentlicht wurde. Auch der alternative Titel Die Vaterlosen wird verwendet. Es handelt sich um eine Komödie in vier Akten, deren Aufführung im ungekürzten Zustand etwa siebeneinhalb Stunden dauern würde.[1] Das Stück entstand um 1880.

Bühnenwerk
Deutscher Titel: 'Platonov oder Die Vaterlosen'
Autor: Anton Tschechow
Entstehungsjahr: 1878–81
Gattung: Komödie in vier Akten
Originalsprache: Russisch

Handlung

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Platonow spielt in einem heruntergekommenen Landhaus in der russischen Provinz. Zentrale Figur ist der verheiratete Lehrer Platonow, in den sich sowohl die Gutsbesitzerin Anna Petrovna als auch Sofja, die Frau ihres Stiefsohns, und eine seiner Kolleginnen verlieben. Platonow selbst ist eine zynische Figur, die sich in Gesellschaft gerne als geistreicher Unterhalter gibt. Im Laufe des Stücks wird er sowohl mit Hamlet als auch mit Don Juan verglichen. Als einziger ist er sich der Ideen- und Prinzipienlosigkeit der Gesellschaft bewusst, ebenso jedoch der Tatsache, dass er selbst ein Teil dieser Gesellschaft ist. Er findet aus dieser Situation keinen Ausweg und ist mit der Liebe der vier Frauen überfordert. Schließlich zieht er sich zunehmend in sich selbst und in den Alkohol zurück. Am Ende des Stückes wird er von Sofja, die erkennt, dass sie sich auch von ihm kein neues Leben erhoffen kann, erschossen.

Geschichte

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Tschechow schrieb das Stück zwischen 1878 und 1881, als er das Gymnasium in Taganrog besuchte, und widmete es der Schauspielerin Marija Jermolowa, die zu dieser Zeit am Maly-Theater beschäftigt war[2]. Er gab das (von seinem Bruder säuberlich abgeschriebene) Manuskript persönlich am Maly-Theater ab, wo es jedoch abgelehnt wurde. Aus Enttäuschung vernichtete er daraufhin das Manuskript. Erst 1920 wurde die Erstfassung in Tschechows Nachlass entdeckt und veröffentlicht.[3] Platonow wird heute teilweise als noch nicht ausgereiftes Frühwerk Tschechows wahrgenommen, das einen Brückenschlag zwischen literarischer Übung und Befriedigung des kommerziellen Geschmacks seiner Zeit versucht.[4] Dennoch zeigt dieses Stück bereits viele Züge seiner bedeutenderen späteren Werke, namentlich die starken intertextuellen Bezüge[4] sowie die charakteristische Figurenauswahl und -zeichnung[5].

Heute wird dieses Stück eher selten und kaum in voller Länge aufgeführt. 1976 wurde es von Nikita Sergejewitsch Michalkow unter dem Titel Unvollendete Partitur für ein mechanisches Klavier verfilmt.[6]

Die handelnden Personen

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  • Anna Petrowna, Generalin
  • Sergej Pawlowitsch Woinizew, ihr Stiefsohn
  • Sofja Jegorowna, dessen Frau
  • Porfiri Semjonowitsch Glagoljew, ein reicher Mann
  • Kirill Porfirjewitsch Glagoljew, sein Sohn
  • Pawel Petrowitsch Stscherbuk
  • Marja Jefimowna Grekowa
  • Iwan Iwanowitsch Trilezki, Oberst, Vater von Alexandra (Sascha)
  • Nikolai Iwanowitsch Trilezki, Landarzt, Sohn des Obersts
  • Abram Abramowitsch Wengerowitsch
  • Michail Wassiljewitsch Platonow
  • Alexandra Iwanowna (Sascha), seine Frau
  • Timofej Gordejewitsch Bugrow, Gutsbesitzer
  • Ossip, ein Pferdedieb
  • Katja

Bedeutende Inszenierungen

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Einzelnachweise

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  1. Natalia Ginzburg: Anton Cechov – Ein Leben, dt. von Maja Pflug, Berlin (1990), S. 19
  2. Rolf-Dieter Kluge: Anton P. Cechov, Darmstadt (1995), S. 29
  3. Henri Troyat: Tschechow, dt. von Christian D. Schmidt, Stuttgart (1987), S. 53
  4. a b Rolf-Dieter Kluge: Anton P. Cechov, Darmstadt (1995), S. 31
  5. Henri Troyat: Tschechow, dt. von Christian D. Schmidt, Stuttgart (1987), S. 54
  6. Vera Gottlieb; Paul Alain: The Cambridge Companion to Chekhov. Cambridge (2000)
  7. Rezension in der ZEIT
  8. Rezension und Presseschau in der Nachtkritik
  9. Augsburg: Film ab: Das Theater Augsburg zeigt einen spektakulären. In: donaukurier.de. Abgerufen am 21. Mai 2016.
  10. Jens Fischer: Platonowa – Schauspiel Hannover – Stephan Kimmig feiert eine Party mit Anton Tschechow. Abgerufen am 12. Oktober 2019 (deutsch).
  11. Wolfgang Höbel: Wutbürger und Wutwürger. Abgerufen am 4. Juni 2023 (deutsch).