Brandoberndorf

Ortsteil von Waldsolms

Brandoberndorf ist nach Einwohnerzahl der größte Ortsteil der mittelhessischen Gemeinde Waldsolms im südlichen Lahn-Dill-Kreis und Sitz ihrer Gemeindeverwaltung.

Brandoberndorf
Gemeinde Waldsolms
Wappen von Brandoberndorf
Koordinaten: 50° 26′ N, 8° 30′ OKoordinaten: 50° 25′ 59″ N, 8° 30′ 0″ O
Höhe: 247 m ü. NHN
Fläche: 17,25 km²[1]
Einwohner: 1968 (Mai 2011)[2]
Bevölkerungsdichte: 114 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 35647
Vorwahl: 06085

Geographie

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Brandoberndorf liegt im oberen Solmsbachtal im östlichen Hintertaunus und gehört zum Naturpark Taunus. Höchste Erhebung ist im dicht bewaldeten Süden der Gähenstoß mit 415 Meter über NN.

Nachbarorte sind Kröffelbach im Nordwesten, Griedelbach im Norden, Cleeberg im Nordosten, Weiperfelden im Osten, Bodenrod im Südosten, sowie Hasselborn und Grävenwiesbach im Süden.

Geschichte

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Ortsgeschichte

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Eine Hügelgrabanlage aus der Keltenzeit auf dem Heidenkopf (404 m ü. NN) zwischen Brandoberndorf und Dietenhausen zeugt von einer Besiedlung der Gegend bereits um etwa 200 v. Chr.

Im Lorscher Codex hatte der Heimatforscher Christian Vogel in seiner Beschreibung des Herzogtums Nassau um 1840 die Brandoberndorfer Ersterwähnung auf das Jahr 768 festgeschrieben, als der Priester Randolf vom Kloster Lorsch in Oberndorph juxta Cleeberg, in der Cleeheimer Marca ein Kirchlein erbaute. Wegen verschiedener anderer Orte mit der Bezeichnung Oberndorf ist für das Hessische Staatsarchiv Wiesbaden eine eindeutige Zuordnung jedoch nicht möglich. Die erste bisher offiziell anerkannte urkundliche Erwähnung von Brandoberndorf datiert somit aus dem Jahre 1389.[3]

Der heutige Name ist auf das Jahr 1543 zurückzuführen, als bei einem großen Brand fast das ganze Dorf zerstört wurde. Nickel Schwob wurde wegen Brandstiftung verhaftet, später jedoch freigesprochen.

Bis 1806 gehörte Brandoberndorf zum Amt Cleeberg. Mit der Gründung des Herzogtums Nassau im Jahr 1806 ging die Verwaltung ans Amt Usingen. 1866 fiel das Herzogtum Nassau, und damit auch Brandoberndorf, an Preußen. Mit der Gebietsreform 1932, als der Kreis Wetzlar aus der preußischen Rheinprovinz herausgelöst, und der Provinz Hessen-Nassau zugeordnet wurde, wechselte Brandoberndorf in den Kreis Wetzlar, welcher sich 1977 mit dem Dillkreis zum Lahn-Dill-Kreis zusammenschloss.[3]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten zum 31. Dezember 1971 die bis dahin selbständigen Gemeinden Brandoberndorf, Griedelbach, Hasselborn, Kraftsolms, Kröffelbach und Weiperfelden freiwillig zur neuen Großgemeinde Waldsolms.[4][5] Für die ehemals eigenständigen Gemeinden von Waldsolms wurde je ein Ortsbezirk gebildet.[6]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Brandoberndorf angehört(e):[1][7][8]

Bevölkerung

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Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Brandoberndorf 1968 Einwohner. Darunter waren 93 (4,7 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 369 Einwohner unter 18 Jahren, 819 zwischen 18 und 49, 456 zwischen 50 und 64 und 324 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 843 Haushalten. Davon waren 240 Singlehaushalte, 231 Paare ohne Kinder und 291 Paare mit Kindern, sowie 75 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 141 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 597 Haushaltungen lebten keine Senioren.[2]

Einwohnerentwicklung

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• 1791: 490 Einwohner[10]
• 1800: 542 Einwohner[11]
Brandoberndorf: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2011
Jahr  Einwohner
1791
  
490
1800
  
542
1834
  
623
1840
  
672
1846
  
732
1852
  
711
1858
  
695
1864
  
656
1871
  
662
1875
  
661
1885
  
664
1895
  
651
1905
  
718
1910
  
861
1925
  
828
1939
  
880
1946
  
1.297
1950
  
1.370
1956
  
1.292
1961
  
1.309
1967
  
1.425
1970
  
1.439
1980
  
?
1992
  
1.700
2005
  
2.159
2008
  
2.131
2011
  
1.968
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Chronik Brandoberndorf[3]; Zensus 2011[2]

Historische Religionszugehörigkeit

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• 1885: 650 evangelische (= 97,89 %), 3 katholische (= 0,45 %), 11 jüdische (= 1,66 %) Einwohner[1]
• 1961: 992 evangelische (= 75,78 %), 298 katholische (= 22,77 %) Einwohner[1]

Ortsbeirat

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Für Brandoberndorf besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Brandoberndorf) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[6] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 55,28 %. Dabei wurden gewählt: zwei Mitglieder der Liste „Die Blauen“ und je ein Mitglied der CDU, dem Bündnis 90/Die Grünen und der SPD.[12] Der Ortsbeirat wählte Hans-Georg Meinen (Die Blauen) zum Ortsvorsteher.[13]

1816 erhielt Brandoberndorf ein Siegel, das einen Eichbaum zeigte („weil das Heil von Brandoberndorf im Walde ist“). Am 20. Oktober 1937 wurde der Gemeinde in Anlehnung an dieses Siegelbild vom Staatsarchiv Wiesbaden ein Wappen verliehen („Das Wappen zeigt im blauen Schild einen goldenen Eichbaum“).[3]

Sehenswürdigkeiten

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Der Lindenplatz mit evangelischer Kirche und Rathaus in der Vorweihnachtszeit

Im historischen Ortskern von Brandoberndorf befinden sich mehrere denkmalgeschützte Gebäude. Hervorzuheben ist der Lindenplatz mit der evangelischen Kirche aus dem 17. Jahrhundert und dem Rathaus (altes Schulhaus).

Wirtschaft und Infrastruktur

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Durch den reichen Bestand an Eichen konnte Brandoberndorf als Lieferant von Bahnschwellen in den Jahren 1867 bis 1869 viel Geld verdienen. Es mussten keine Steuern entrichtet werden, jeder Bürger bekam sogar gratis Holz und ein Geldgeschenk von der Gemeinde.

Der Waldreichtum war auch verantwortlich für die industrielle Entwicklung des Dorfes. Die Leder- und die Holzindustrie bestimmten das Leben in Brandoberndorf. Durch sie entwickelte sich das Bauerndorf zu einem Industriedorf, das durch fünf emporragende Fabrik-Schornsteine (von denen heute nur noch zwei übrig geblieben sind) äußerlich gekennzeichnet war.[3]

In Brandoberndorf befand sich bis zum Ende des Kalten Krieges die Bundeswehr-Liegenschaft „Gerätehauptdepot Brandoberndorf“.

Freizeitmöglichkeiten

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Neben gut ausgeschilderten Wanderwegen, wie dem Panoramaweg, gibt es in Brandoberndorf ein Freibad („Taunusperle“) sowie einen Golfclub (Attighof).

  • Lotte-Eckert-Schule (Grundschule)
  • Zwei Kindergärten
 
Bahnstation Brandoberndorf

Nachdem der Personenverkehr auf der Bahnstrecke Friedrichsdorf–Albshausen ab Grävenwiesbach am 31. Mai 1985 eingestellt wurde, war Brandoberndorf 15 Jahre nicht an den Schienenpersonennahverkehr angebunden. Seit 2000 ist Brandoberndorf Endpunkt der von der Regionalverkehre Start Deutschland betriebenen RMV-Linie RB 15 von und nach Frankfurt (Main) Hauptbahnhof.

Die L 3053 führt entlang des Solmsbachtales von Butzbach über Schwalbach nach Wetzlar.

Die L 3055 führt von der B 456 ab Grävenwiesbach Richtung A 45.

Literatur

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Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Durch den Reichsdeputationshauptschluss.
  3. Infolge der Rheinbundakte.
  4. Infolge des Deutschen Krieges.
  5. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  6. Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur neu gebildeten Gemeinde Schöffengrund.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Brandoberndorf, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b c d Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 16 und 56, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  3. a b c d e Serowy (Hrsg.): Chronik Brandoberndorf – Ein Dorf im Wandel der Zeit. 2005.
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84, Punkt 93 Abs. 17 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 380 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  6. a b Hauptsatzung. (PDF; KK kB) § 4. In: Webauftritt. Gemeinde Waldsolms, abgerufen im Februar 2024.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. a b c Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 28, § 41 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 193 (Online in der HathiTrust digital library).
  11. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 205 (Online in der HathiTrust digital library).
  12. Ortsbeiratswahl Brandoberndorf. In: Votemanager. Gemeinde Waldsolms, abgerufen im Februar 2024.
  13. Ortsbeirat Brandoberndorf. In: Gremienportal. Gemeinde Waldsolms, abgerufen im Februar 2024.