Oedelsheim ist ein Ortsteil der Gemeinde Wesertal im nordhessischen Landkreis Kassel.

Oedelsheim
Gemeinde Wesertal
Koordinaten: 51° 35′ N, 9° 36′ OKoordinaten: 51° 35′ 28″ N, 9° 35′ 41″ O
Höhe: 114 m ü. NHN
Fläche: 23,32 km²[1]
Einwohner: 919 (2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 39 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Februar 1971
Eingemeindet nach: Oberweser
Postleitzahl: 34399

Geografie

Bearbeiten

Oedelsheim liegt im Südteil des Weserberglands an der bewaldeten Südabdachung des Höhenzugs Kiffing bzw. an den bewaldeten nördlichen Ausläufern des Bramwalds im Tal der Oberweser. Der Ort befindet sich direkt am rechten bzw. östlichen Weserufer. Jenseits des Flusses erhebt sich der waldreiche Reinhardswald und nördlich von diesem der Solling.

Oedelsheim befindet sich etwa 3 km östlich von Gieselwerder (einem der Verwaltungsstandorte der Gemeinde Wesertal), 8 km südwestlich der Kleinstadt Uslar, 22 km westlich von Göttingen und 30 km nördlich von Kassel (alle Angaben Luftlinie).

Geschichte

Bearbeiten
 
Martinskirche Oedelsheim
 
Fachwerkhäuser an der Kampstraße
 
Fachwerkhäuser an der Oberdorfstraße

Ortsgeschichte

Bearbeiten

Die älteste bekannte Erwähnung des Ortes unter dem Namen Othelesheim datiert um das Jahr 1078.[2] Der Ort dürfte aber schon deutlich älter sein.

Es wird vermutet, dass ein Vorgängerbau der Martinskirche in Oedelsheim schon um das Jahr 1000 erbaut wurde. Bis zur Reformation war sie Sedeskirche im Archidiakonat Nörten; das Martinspatrozinium des Vorgängerbaus der evangelischen Martinskirche verweist wie an anderen Orten darauf.[3]

Die heutige evangelische Kirche wurde 1829/30 vermutlich von dem kurhessischen Baubeamten Daniel Engelhard als Saalbau mit fünf Fensterachsen und geschlossener Apsis im Westen und Zugang durch den Turm im Osten errichtet. Aus dem Vorgängerbau wurde ein mittelalterlicher Taufstein übernommen.

Hessische Gebietsreformen seit 1970

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten zum 1. Februar 1971 die bis dahin selbständigen Gemeinden Arenborn, Gewissenruh, Gieselwerder, Gottstreu und Oedelsheim freiwillig zur neuen Gemeinde Oberweser. Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Gieselwerder.[4] Am 1. August 1972 kam noch kraft Landesgesetz Heisebeck hinzu.[5] Zum 1. Januar 2020 fusionierten die Gemeinden Oberweser und Wahlsburg zur neuen Gemeinde Wesertal. Der Ortsbezirk Oedelsheim blieb weiter bestehen.[6]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Bearbeiten

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Oedelsheim angehört(e):[2][7]

Bevölkerung

Bearbeiten

Einwohnerstruktur 2011

Bearbeiten

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Oedelsheim 927 Einwohner. Darunter waren 9 (1,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 180 Einwohner unter 18 Jahren, 348 zwischen 18 und 49, 192 zwischen 50 und 64 und 207 Einwohner waren älter.[10] Die Einwohner lebten in 398 Haushalten. Davon waren 84 Singlehaushalte, 114 Paare ohne Kinder und 138 Paare mit Kindern, sowie 48 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 48 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 12 Haushaltungen lebten keine Senioren.[10]

Einwohnerentwicklung

Bearbeiten

 Quelle: Historisches Ortslexikon[2]

  • 1551: 40 zinsbare Häuser
  • 1585: 77 Haushaltungen
  • 1747: 144 Haushaltungen
Oedelsheim: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
  
906
1840
  
934
1846
  
874
1852
  
847
1858
  
797
1864
  
844
1871
  
749
1875
  
797
1885
  
788
1895
  
800
1905
  
691
1910
  
702
1925
  
786
1939
  
821
1946
  
1.388
1950
  
1.294
1956
  
1.056
1961
  
1.017
1967
  
1.017
1970
  
993
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
927
2020
  
919
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[2]; Zensus 2011[10]; Gemeinde Wesertal[1]

Historische Religionszugehörigkeit

Bearbeiten
• 1961: 837 evangelische (= 82,30 %), 169 katholische (= 16,62 %) Einwohner[2]

Persönlichkeiten

Bearbeiten
  • Christoph Hering (* 1939 in Oedelsheim), Mathematiker, Professor an der Universität Tübingen

Für Oedelsheim besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Oedelsheim) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus acht Mitgliedern.[6] Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 wurden gewählt: zwei Mitglieder der SPD, ein Mitglied der CDU und fünf Mitglieder der „Freien Wählergemeinschat Oedelsheim“. Der Ortsbeirat wählte Martin Becker (SPD) zum Ortsvorsteher.[11]

Infrastruktur

Bearbeiten

Oedelsheim selbst ist über Landesstraßen zu erreichen. Am gegenüberliegenden linken Weserufer verläuft die Bundesstraße 80, mit der Oedelsheim durch eine Gierseilfähre direkt am Ort oder eine Brücke einige Kilometer weiter nordwestlich bei Gieselwerder verbunden ist. Bei Hann. Münden, Göttingen und Warburg befinden sich die nächsten Autobahnanschlussstellen an der A 7 bzw. A 44.

Die nächsten Regionalbahnhöfe gibt es in Hann. Münden, Hofgeismar und Bodenfelde; ICE/IC-Züge halten in Kassel, Göttingen und Warburg, überregional bedeutende Flughäfen bei Hannover und Paderborn.

Wirtschaft und Tourismus

Bearbeiten
 
Weserradweg zwischen Oedelsheim und Gieselwerder

Der Erholungsort[12] Oedelsheim besitzt eine Fabrik. Bis 2011 war der Ort staatlich anerkannter Luftkurort. Daneben sind nur kleinere Handwerksunternehmen und Geschäfte des täglichen Bedarfs vorhanden. Die Land- und Forstwirtschaft spielt nur noch eine untergeordnete Rolle.

Heute ist der Tourismus ein nicht mehr zu vernachlässigender Wirtschaftsfaktor. Es gibt zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten in drei Hotels, mehreren Pensionen, Ferienwohnungen und einem Campingplatz.

Im Ort befinden sich unter anderem etliche Fachwerkhäuser, ein Dorfmuseum, ein Hallenbad, eine Grillhütte und ein Kneippbecken. Die umliegende Gegend lädt zum Radfahren und Wandern ein. In der näheren Umgebung befinden sich zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie die Burgen bzw. Burgruinen Saba-, Trendel-, Bram- und Krukenburg und die Städte Hann. Münden, Uslar und Kassel.

Anmerkungen und Einzelnachweise

Bearbeiten

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung von Justiz (Justizamt Sababurg) und Verwaltung.
  3. Am 1. Februar 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Oberweser.
  4. Am 1. Januar 2020 als Ortsbezirk zur Gemeinde Wesertal.

Einzelnachweise

  1. a b c Ortsteil Oedelsheim. In: Webauftritt. Gemeinde Wesertal, abgerufen im September 2023.
  2. a b c d e Oedelsheim, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 15. Januar 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Götz J. Pfeiffer: Martin von Tours in Hessen. Traditionen, Beispiele und Profanierungen seit dem Mittelalter (mit einem Katalog). In: Jahrbuch der Hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung. Band 68, 2017, S. 266–282.
  4. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 29. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 7, S. 286, Punkt 362, Abs. 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,1 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 398 und 399 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  6. a b Hauptsatzung. (PDF; 2,7 MB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Wesertag, abgerufen im September 2023.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 49 f. (online bei Google Books).
  9. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 70.
  10. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 28 und 84, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  11. Ortsbeirat Arenborn. In: Webauftritt. Gemeinde Wesertal, abgerufen im September 2023.
  12. 77. Sitzung des Fachausschusses für Kurorte Erholungsorte und Heilbrunnen in Hessen vom 17. November 2011. In: Staatszeiger für das Land Hessen. Nr. 7, 2012, ISSN 0724-7885, S. 221.

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Oedelsheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien