Uschhorod

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Ungvár)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Uschhorod
Ungwar
Ужгород
Wappen von Uschhorod Ungwar
Uschhorod Ungwar (Ukraine)
Uschhorod
Ungwar (Ukraine)
Uschhorod
Ungwar
Basisdaten
Oblast: Oblast Transkarpatien
Rajon: Rajon Uschhorod
Höhe: 137 m
Fläche: 31,56 km²
Einwohner: 115.449 (1. Januar 2022)
Bevölkerungsdichte: 3.658 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 88000
Vorwahl: +380 312
Geographische Lage: 48° 37′ N, 22° 18′ OKoordinaten: 48° 37′ 20″ N, 22° 17′ 53″ O
KATOTTH: UA21100230010016545
KOATUU: 2110100000
Verwaltungsgliederung: 1 Stadt
Verwaltung
Bürgermeister: Bohdan Andriyiv (2020)[1]
Adresse: пл. Поштова 3
88000 м. Ужгород
Website: http://www.umr.uzhgorod.ua/
Statistische Informationen
Uschhorod Ungwar (Oblast Transkarpatien)
Uschhorod
Ungwar (Oblast Transkarpatien)
Uschhorod
Ungwar
i1

Uschhorod (ukrainisch Ужгород, Aussprache: [ˈuʒɦɔrɔdAudiodatei abspielen; russisch Ужгород Uschgorod, ungarisch Ungvár bzw. Unghvár, deutsch Ungwar, russinisch Уґоград Ugohrad, tschechisch und slowakisch Užhorod) ist die Hauptstadt der Oblast Transkarpatien in der Ukraine und Sitz des Verwaltungszentrums für den Rajon Uschhorod. Sie liegt im Dreiländereck zwischen Ungarn, der Slowakei und der Ukraine, direkt an der slowakischen Grenze. Sie zählt 117.300 Einwohner (Volkszählung 2001) und ist Sitz eines griechisch-katholischen Bistums (Oberhaupt der ruthenischen Kirche).

Das Wappen von Uschhorod symbolisiert einen wichtigen Kultur- und Wirtschaftsfaktor der Region: den Weinanbau. Foto des Reliefs im neuen Bahnhofsgebäude (2004) der Stadt.
Griechisch-Katholische Kreuzerhöhungskathedrale
Griechisch-Katholische Kathedrale
Blick über Uschhorod, im Vordergrund die von Dimitri Sidor erbaute Russisch-Orthodoxe Kirche
Ehemalige Synagoge in Uschhorod, heute als Philharmonie genutzt
Gebäude der Oblastverwaltung
Ihren Namen erhielt die Stadt vom Fluss Usch, an dem sie erbaut wurde

Der Name der Stadt rührt von ihrer Lage am Fluss Usch (ukrainisch Уж) her, wird aber volksetymologisch mit dem ukrainischen Wort für Natter (usch) in Verbindung gebracht. Aufgrund der Vielzahl von ethnischen Gruppen, die über die Jahrhunderte in Uschhorod lebten und leben, gibt es verschiedensprachliche Bezeichnungen für Uschhorod: ungarisch Ungvár, ukrainisch Ужгород Uschhorod, ruthenisch Ужгородъ Uschhorod, russisch Ужгород Uschgorod, slowakisch und tschechisch Užhorod, deutsch Ungwar oder auch Ungstadt, jiddisch אונגוואַר Ungwar.

Stadtgliederung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt gliedert sich in 17 Teile:[2]

  • Bosdosch
  • Bolotyna (Sumpf)
  • Werbnyk (Weidengebiet)
  • Talahow
  • Horjany (ukrainisch Горяни, ungarisch Gerény, 1970 eingemeindet)
  • Domanynzi (ukrainisch Доманинці, ungarisch Alsódomonya)
  • Drawzi (ukrainisch Дравці, ungarisch Ungdaróc, 1940 eingemeindet)
  • Kalwary
  • Mynaj (ukrainisch Минай)
  • Burgviertel
  • Promyslowyj (Industriezone)
  • Radwanka (ukrainisch Радванка, ungarisch Radvánc, 1940 eingemeindet)
  • Stanzijnyj (Bahnhofsviertel)
  • Storoschnyzja (ukrainisch Сторожниця)
  • Zeholnja
  • Tscherwenyzja (ukrainisch Червениця)
  • Schakta

Bis Sommer 2020 war die Stadt Sitz der Stadtratsgemeinde Uschhorod (Ужгородська міська рада/Uschhorodska miska rada), seit dem 12. Juni 2020 ist die Stadt zum Zentrum der neu gegründeten Stadtgemeinde Uschhorod (Ужгородська міська громада/Uschhorodska miska hromada) im Rajon Uschhorod[3].

Uschhorod und Transkarpatien waren im Laufe der letzten Jahrhunderte zahlreichen Herrschaftsgebieten zugehörig und seine Bewohner vielen Grenzverschiebungen ausgesetzt. Erste Ansiedlungen auf dem heutigen Stadtgebiet werden aufgrund von archäologischen Funden für das frühe Paläolithikum (100.000 Jahre v. Chr.) vermutet, auch aus der Bronze- und Eisenzeit gibt es Siedlungsnachweise.

Nach der Völkerwanderungszeit zogen in das Gebiet Slawen ein. Archäologischen Funden zufolge ist die Burgstätte Uschhorod an der Wende des 8. und 9. Jahrhunderts entstanden und wurde dann zu einer wichtigen Burgstätte von Großmähren. Schriftliche Chroniken dokumentieren die Existenz der Burg(stätte) zum ersten Mal im Jahr 903 (eher umstritten ist die Erwähnung vom Jahr 872). Vom 10. bis zum 11. Jahrhundert war Uschhorod der südwestliche Vorposten der Kiewer Rus.

In der Mitte des 11. Jahrhunderts wurde es von Ungarn erobert. Die Eroberung des restlichen Transkarpatien war dann bis zum 13. Jahrhundert abgeschlossen. Bis 1918/19 gehörte die Stadt mit wechselnden Fürsten zum Königreich Ungarn und somit ab 1526 auch zur österreichischen Monarchie bzw. ab 1867 zu Österreich-Ungarn. Innerhalb Ungarns hieß die Stadt Ungvár und war Hauptstadt des Komitats Ung (Usch).

Im Rahmen des Friedensvertrags von Trianon fiel Uschhorod 1919 mit der Karpatoukraine an die neu gegründete Tschechoslowakei. Bis 1938 war Uschhorod nunmehr Hauptstadt der autonomen Karpatoukraine innerhalb der Tschechoslowakei. Durch den Ersten Wiener Schiedsspruch vom 2. November 1938 wurde Uschhorod mitsamt dem südlichen Streifen der Karpatoukraine wieder ungarisch.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, am 27. Oktober 1944, wurde Uschhorod von der Roten Armee in der Ostkarpatischen Operation eingenommen. Im Juni 1945 musste die Stadt von der Tschechoslowakei an die Sowjetunion abgetreten werden. Sie wurde dort 1946 zum Zentrum des neu gegründeten Oblast Transkarpatien innerhalb der Ukrainischen Sowjetrepublik der UdSSR. Seit August 1991 ist sie Teil der neu gegründeten Ukraine.

Durch ein Sprachen- und Bildungsgesetz der Ukraine wurde der Gebrauch der ungarischen Sprache, die von etwa 100.000 Menschen in der Westukraine gesprochen wird, auch in den Schulen zurückgedrängt. 2018 gab es zwei Brandanschläge auf das ungarische Kulturzentrum in Uschhorod.[4] Einer davon soll vom mutmaßlich vom deutschen Rechtsextremisten Manuel Ochsenreiter in Auftrag gegeben worden sein.[5]

Im Jahr 2001 lebten in Uschgorod 117 317 Einwohner. Der Anteil der unterschiedlichen Volksgruppen war dabei:

Die meisten Bewohner Uschhorods gehören zwei (von drei) großen ukrainischen Konfessionen an, der griechisch-katholischen Kirche und der orthodoxen Kirche. Die ungarischstämmige Bevölkerung ist überwiegend römisch-katholisch oder gehört zur Reformierten Kirche in Transkarpatien. Außerdem sind unter den Protestanten Baptisten stark vertreten. Seit der ukrainischen Unabhängigkeit haben sich auch zahlreiche andere christliche Konfessionen und Bewegungen etabliert, z. B. Pfingstler, Adventisten und Zeugen Jehovas. In der Sowjetzeit ist eine Synagoge nach dem Krieg in eine Konzerthalle umgebaut worden.

Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Industrielle Ansiedlungen gibt es in den Bereichen Möbelherstellung, Maschinen- und Elektrogerätebau, Chemische Industrie, Nahrungsmittelindustrie und Schuhherstellung. Uschhorod beherbergt viele Schulen, Fachschulen, Akademien und die Nationaluniversität Uschhorod, gegründet 1946.

Die Stadt ist ein sehr wichtiger Straßengrenzübergang zur Slowakei (und damit auch zur EU) und verfügt mit dem Flughafen Uschhorod über einen internationalen Flughafen.

Uschhorod ist zudem Endpunkt der 2750 km langen ErdgasleitungSojus“ aus Orenburg, deren Bau über mehrere Jahrzehnte hinweg durch die RGW-Staaten realisiert wurde. Planung und Bau des ca. 550 km langen Bauabschnitts der DDR, der Druschba-Trasse, wurden, wie die Abschnitte der anderen Staaten, von der damaligen UdSSR lediglich an die „Sozialistischen Bruderländer“ delegiert und durch spätere kostenlose Abgabe von Erdgas bezahlt.

Anschluss an das Eisenbahnnetz besteht seit 1872 durch eine Strecke von Tschop, diese wurde 1905 nach Lemberg verlängert (siehe Bahnstrecke Lwiw–Sambir–Tschop). Seit 1966 besteht auch die Breitspurstrecke Uschhorod–Košice.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Museum für Architektur und Ethnografie mit typischer transkarpatischer Holzarchitektur

Architektonisch erinnert der historische Stadtkern von Uschhorod in vielem an das alte Österreich-Ungarn. Ein großartiges Beispiel hierfür ist die barocke Kreuzerhöhungskathedrale. Dazu kommen in den Verwaltungsgebäuden und in den Außenbezirken einerseits sowjetische und postsowjetische Plattenbauten und andererseits neue, private Wohnhäuser, die keinerlei Bauplänen unterworfen zu sein scheinen. Im Frühjahr sind mehrere Straßenzüge der Innenstadt von üppig blühenden japanischen Kirschbäumen durchzogen, die besonders nachts einen starken Duft verströmen. Den ganzen Sommer über blühen entlang des Flusses Usch (slowakisch und ruthenisch Uh) die Bäume der längsten Lindenallee Europas, die eine beliebte Flaniermeile für Jung und Alt ist.

Weitere Sehenswürdigkeiten sind die alte Burg aus dem 9. Jahrhundert und das in der Nähe errichtete Freilichtmuseum Museum der Volksarchitektur und des Lebens in den Transkarpaten, in dem die typische transkarpatische Holzarchitektur präsentiert wird. Zu diesem Zweck sind Originalbauwerke, eine Kirche, eine Schule und regionaltypische Bauernhäuser aus der gesamten Oblast hierhin transportiert und wieder aufgebaut worden.

Es gibt ein Kunstmuseum, ein Museum für transkarpatische Holzarchitektur und ein Heimatmuseum.

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Personen, die vor Ort gewirkt haben

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Städtepartnerschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Uschhorod – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. National parties lose out to local candidates in Ukraine’s 2020 municipal elections UkraineAlert by Brian Mefford, Atlantic Council (12 December 2020)
  2. Archivierte Kopie (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive)
  3. Кабінет Міністрів України Розпорядження від 12 червня 2020 р. № 712-р "Про визначення адміністративних центрів та затвердження територій територіальних громад Закарпатської області"
  4. Bernhard Clasen: Ungarische Minderheit in der Ukraine: Uschhorods Bewährungsprobe in taz.de, 15. August 2022.
  5. Brandanschlag: Vorwürfe gegen Ex-AfD-Bundestagsmitarbeiter erhärten sich. Abgerufen am 9. August 2024.
  6. https://www.darmstadt-stadtlexikon.de/u/ushgorod.html