Agora Energiewende

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Agora Energiewende

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Rechtsform Geschäftsbereich einer gemeinnützigen GmbH
Gründung 2012
Sitz Berlin
Leitung Frauke Thies (Exekutivdirektorin)

Markus Steigenberger (Geschäftsführer)

Mitarbeiterzahl 127
Branche Energiewende, Denkfabrik
Website agora-energiewende.de
Stand: 2. April 2022

Die Agora Energiewende ist eine Denkfabrik und Lobby-Organisation,[1] die es sich zur Aufgabe gemacht hat, nach mehrheitsfähigen Kompromiss-Lösungen beim Umbau des Stromsektors innerhalb der Energiewende in Deutschland zu suchen. Sie wurde von Hal Harvey gegründet. Der Name Agora nimmt Bezug auf den gleichnamigen griechischen Versammlungsplatz (altgriechisch ἀγορά agorá). Die Agora Energiewende hat sich innerhalb weniger Jahre einen Namen als einer der wichtigsten Akteure auf dem Gebiet der Energiepolitik gemacht.[2][3][4]

Der Gründungsdirektor Rainer Baake wechselte 2014 als Staatssekretär ins Bundeswirtschaftsministerium.[5][6] Seine Nachfolge als Direktor trat Patrick Graichen, zuvor Referatsleiter im Bundesumweltministerium, an.[7][8] Im Dezember 2021 schied auch Graichen wie sein Vorgänger aus dem Amt, um als beamteter Staatssekretär ins nunmehrige Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unter Minister Robert Habeck (Grüne) zu wechseln. Im Juli 2022 hat Frauke Thies[9] die Geschäftsführung gemeinsam mit Markus Steigenberger übernommen und fungiert zudem als Exekutivdirektorin.[10]

Eine Webseite des Unternehmens listet insgesamt 127 Mitarbeiter und Führungskräfte auf, darunter 43 ehemalige.[11]

Inzwischen gibt es auch die eng verbundene Agora Verkehrswende, die an Konzepten zur Verkehrswende arbeitet,[12] sowie die Agora Industrie[13], die Agora Agrar[14] und die Agora Digitale Transformation.[15]

Im Zuge der Trauzeugenaffäre um den ehemaligen Direktor und späteren Staatssekretär Patrick Graichen wurde der Einfluss der Denkfabrik auf die Energiepolitik der Ampelkoalition 2023 kontrovers diskutiert.[16] Im Fokus der Kontroverse stand auch der US-amerikanische Lobbyist und Aktivist Hal Harvey, der Agora Energiewende 2012 mitbegründete.[17]

Die Mitarbeiter vergeben Studien an Forschungsinstitute und erarbeiten eigene Analysen und Studien wie beispielsweise zum Sanierungssprint.[18] Diese Arbeitsergebnisse dienen als Diskussionsvorlage für den Rat der Agora. Erklärtes Ziel der Agora Energiewende ist die Herausbildung einer gemeinsamen Sichtweise,[18] wie ein auf erneuerbaren Energien basierendes Stromsystem gestaltet werden kann.[19]

Das zentrale Gremium ist der „Rat der Agora“[20]: Seine Mitglieder treffen sich regelmäßig, sie tagen dabei nach den Regeln der Chatham House Rules, das heißt, dass Äußerungen von einzelnen Mitgliedern nicht zusammen mit deren Namen zitiert werden dürfen. Der Rat der Agora Energiewende setzt sich (Stand 3. Juni 2019) folgendermaßen zusammen:[21]

Die Finanzierung wird auf der Homepage der Organisation öffentlich dargelegt und erfolgte 2022 zu ca. 83,4 % aus Stiftungen und zu ca. 16,6 % aus öffentlichen Mitteln von mehreren deutschen Ministerien. Hauptfinanzierer waren 2022 das European Climate Foundation (ECF), das Aspen Global Change Institute und die Stiftung Mercator.[22][23] Rechtlich ist sie ein Geschäftsbereich der gemeinnützigen Smart Energy for Europe Platform (SEFEP) gGmbH. Deren Gesellschafter sind die Stiftung Mercator mit Sitz in Essen sowie die European Climate Foundation mit Sitz in Den Haag.[19]

Zunächst wurde die Denkfabrik in einer Projektlaufzeit von 2012 bis 2017 mit einem Budget von 14 Mio. Euro finanziert. Im Jahr 2016 wurde die Finanzierung um weitere fünf Jahre bis 2022 mit einem Budget von 15 Mio. Euro verlängert.[24] Der Verlängerung der Finanzierung ging eine Evaluation durch das Kölner NewClimate Institute voraus, in der festgehalten wurde, dass „die Arbeitsweise in den meisten Fällen ausgewogen erschien, da sowohl die Industrie als auch die Umweltverbände immer wieder unzufrieden mit den Vorschlägen sind.“[25] Im Jahr 2020 verlängerte die Stiftung Mercator ihre Förderung bis 2026.[26] Seit 2019 wird der Thinktank auch vom Aspen Global Change Institute und seit 2020 durch Climate Imperative gefördert.[19]

Vorschlag zum Ausstieg aus der Kohleverstromung

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Kurz nach dem UN-Klimagipfel in Paris Ende 2015 hat die Agora Energiewende Anfang 2016 einen Vorschlag zum Ausstieg aus der Kohleverstromung vorgelegt, der vorsieht, bis zum Jahr 2040 die Braunkohle- und Steinkohlekraftwerke im Rheinland und der Lausitz schrittweise stillzulegen.[27]

Analog dem Vorgehen bei den Kernkraftwerken sieht der Vorschlag vor, dass die ältesten Kraftwerke zuerst vom Netz gehen.[28] Beginnend mit dem Jahr 2018 sollen jährlich ca. 3.000 Megawatt an Leistung stillgelegt werden.[28] Das entspricht 3–4 großen Kraftwerks-Blöcken pro Jahr.

Zentrale Punkte in diesem Vorschlag sind:

  • dass kein neues Kohlekraftwerk mehr genehmigt wird[29]
  • dass es keinen neuen Tagebau mehr gibt[29]
  • dass Planungssicherheit hergestellt werden soll[30]

Der Vorschlag zum Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2040 basiert auf dem 2-Grad-Ziel, so wie es vor dem Klimagipfel von Paris gegolten hat.[31]

Regelmäßige Veröffentlichungen

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Mit dem Agorameter wird die stündliche Stromerzeugung in Deutschland dargestellt. Die Daten werden mit einer Verzögerung von ca. 2–3 Stunden veröffentlicht und werden bei den erneuerbaren Energien unterteilt nach Wind, Sonne, Wasser und Biomasse, bei den konventionellen Kraftwerken nach Kernenergie, Braunkohle, Steinkohle und Erdgas. Zusätzlich werden die deutsche Stromnachfrage sowie weitergehende Daten (u. a. Strompreis, Exporte, Importe und Emissionsfaktor) dargestellt.[32]

Der Datenbestand reicht zurück bis in das Jahr 2012.[32] Eine ähnliche, wenn auch deutlich umfangreichere Datenaufbereitung zum Thema Elektroenergie in Deutschland wird durch die Fraunhofer-Gesellschaft mit den „Energy Charts“[33] angeboten. „Gridwatch“[34] stellt das Stromnetz der Brit. Inseln oder wahlweise Frankreich mit Zeigerinstrumenten dar.

In die Schlagzeilen gekommen ist das Agorameter am Pfingstsonntag 2016. Auf Basis vorläufiger Zahlen wurde eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien ausgewiesen. Die endgültigen Zahlen konnten dieses Ergebnis dann nicht bestätigen.[35]

Das Agorameter ist eine anerkannte Datenbank[36] und wird regelmäßig zitiert, wenn über den Anteil der erneuerbaren Energien berichtet wird.[37]

Einzelnachweise

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  1. Agora Energiewende Transparenzregister der Europäischen Union. Abgerufen am 5. Januar 2022.
  2. Ofen aus und alle glücklich, taz, 12. Januar 2016
  3. Evaluationen belegen: Beide Initiativen haben sich als angesehene Informationsquellen rund um die Energiewende in Deutschland etabliert, Stiftung Mercator, 7. April 2016
  4. Förderung von Agora Energiewende und Clean Energy Wire verlängert (Memento vom 16. August 2016 im Internet Archive), European Climate Foundation, 7. April 2016
  5. Vernachlässigung des Klimaschutzes durch Agora Energiewende, Solarenergie-Förderverein Deutschland, 2. Oktober 2015
  6. Vernachlässigung des Klimaschutzes durch die „Agora Energiewende“ (Memento vom 16. August 2016 im Internet Archive), von Wolf von Fabeck, Solarzeitalter – Eurosolar, 4/2015
  7. Schmutziger Irrtum, von Frank Drieschner, Die Zeit, 11. Dezember 2014
  8. Mitarbeiter, Agora Energiewende
  9. Mitarbeiter - Frauke Thies. Abgerufen am 20. Januar 2023 (deutsch).
  10. Frauke Thies wird neue Exekutivdirektorin bei Agora Energiewende. Abgerufen am 20. Januar 2023 (deutsch).
  11. Team. Abgerufen am 2. April 2022.
  12. Agora Verkehrswende
  13. Agora Industrie
  14. Agora Agrar
  15. Digitalisierung: „Von der Rückbank ans Lenkrad“: Neue Lobbygruppe will Digitalpolitik voranbringen. Abgerufen am 11. Oktober 2022.
  16. Michael Bauchmüller, Claus Hulverscheidt: Denkfabrik in der Kritik: Was steckt hinter der Agora Energiewende? 12. Mai 2023, abgerufen am 31. Mai 2023.
  17. Florian Holler,Jakob Milzner: Agora Energiewende: Wie Klimalobbyist Hal Harvey aus Colorado in der deutschen Politik mitmischt. 11. Mai 2023, abgerufen am 31. Mai 2023.
  18. a b FAQ - Häufig gestellte Fragen (Memento vom 16. August 2016 im Internet Archive), Agora Energiewende
  19. a b c Über uns – Agora Energiewende, Agora Energiewende
  20. Rat der Agora. Abgerufen am 20. Januar 2023 (deutsch).
  21. Der Rat der Agora. (PDF) Agora Energiewende, 3. Juni 2019, abgerufen am 26. Juni 2019.
  22. Veröffentlichung auf der Homepage der Organisation
  23. Florian Holler, Jakob Milzner: US-Millionen für besseres Klima in fr.de, 7. Mai 2023
  24. Die Strukturierer (Memento vom 16. August 2016 im Internet Archive), von Tim Altegör, Neue Energie, 4. Mai 2016
  25. Evaluation of Agora Energiewende (Memento vom 16. August 2016 im Internet Archive), NewClimate Institute, September 2015
  26. Projekte - Klimaschutz. Stiftung Mercator, abgerufen am 15. Februar 2021 (deutsch).
  27. Wie der Abschied von der Kohleverstromung bis 2040 gelingen kann, Agora Energiewende regt "Runden Tisch Nationaler Kohlekonsens" an und legt 11 Eckpunkte zur Dekarbonisierung des Stromsektors vor, Presseportal, 11. Januar 2016
  28. a b Agora Energiewende regt „Runden Tisch Nationaler Kohlekonsens“ an und legt elf Eckpunkte zur schrittweisen Dekarbonisierung des Stromsektors bis 2040 vor, Windkraft-Journal, 11. Januar 2016
  29. a b Agora: Im Auslaufen aus Kohle aussteigen (Memento vom 16. August 2016 im Internet Archive), klimaretter.info, 11. Januar 2016
  30. Grüne loben Kohleausstiegs-Pläne von Agora Energiewende, IWR, 12. Januar 2016
  31. Wie kann die Dekarbonisierung des Stromsektors gelingen? Eckpunkte für einen nationalen Kohlekonsens (Memento vom 16. August 2016 im Internet Archive), Video-Mitschnitt einer Veranstaltung der Agora Energiewende, Laufzeit: 3 Stunden, zitierte Stelle: 2:10 Stunden, 13. Januar 2016
  32. a b Agorameter, Agora Energiewende
  33. Energy Charts. Abgerufen am 17. Mai 2023.
  34. https://www.gridwatch.templar.co.uk/
  35. Der Rekord, der keiner war (Memento vom 21. August 2016 im Internet Archive), klimaretter.info, 17. Mai 2016
  36. So viel Prozent des Strombedarfs wurden noch nie mit erneuerbaren Energien gedeckt - doch es gibt einen Haken, The Huffington Post, 11. Mai 2016
  37. Erneuerbaren-Rekord! Aber Deutschland war 2015 trotzdem nicht klimafreundlicher, Wirtschaftswoche, 8. Januar 2016