Kameralherrschaft Rheinfelden
Die Kameralherrschaft Rheinfelden war ein Territorium im Heiligen Römischen Reich. Sie lag in Vorderösterreich, das zum Herrschaftsgebiet der Habsburger gehörte.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Herrschaft hatte ihren Ursprung in der Grafschaft Rheinfelden, der Herrschaft des Rudolf von Rheinfelden dessen Geschlecht mit seinem Sohn Berthold von Rheinfelden ausstarb. Erbe war der Zähringer Berthold II. Nach dem Aussterben der Zähringer kam die Herrschaft über die Grafen von Kyburg an die Habsburger.
Die Kameralherrschaft entstand im 15. Jahrhundert und gehörte zu den Breisgauer Landständen. Sie wurde weder vom Adel noch von Prälaten verwaltet, sondern direkt von der Hofkammer. Diese befand sich zunächst in Innsbruck (mit einer Unterinstanz in Ensisheim), nach 1648 in Freiburg im Breisgau. Nach der Reorganisation Vorderösterreichs als eigene Provinz im Jahr 1752 war die Kameralherrschaft dem Oberamt Breisgau unterstellt.[1]
Verwaltungssitz war Rheinfelden, eine der vier Waldstädte am Hochrhein. Die Stadt war jedoch nicht Bestandteil der Kameralherrschaft, sondern verwaltete sich selbst und war eigenständiges Mitglied der Landstände. Innerhalb der Kameralherrschaft gab es eine weitere Gliederung in die Landschaften Fricktal, Möhlinbach und Rheintal.[1][2]
Mit der Eroberung der linksrheinischen Gebiete durch die Franzosen im Jahr 1797 hörte die Kameralherrschaft faktisch auf zu existieren. Rechtlich gesehen endete sie 1802 mit der Gründung des Kantons Fricktal, der ein Jahr später von Napoleon Bonaparte dem Kanton Aargau zugeteilt wurde. Die auf die Landschaft Rheintal reduzierte Kameralherrschaft hatte ihren Verwaltungssitz von 1801 bis 1807 in Nollingen.[3] Die rechtsrheinischen Gebiete gelangten durch den Frieden von Lunéville 1803 an das neu geschaffene Herzogtum Modena-Breisgau, das aber schon 1805 im Frieden von Pressburg dem kurzlebigen Kurfürstentum Baden zugesprochen wurde. Wenige Monate nach der Landes-Übergabe wurde dieses Kurfürstentum 1806 zum Großherzogtum Baden. Die Gemeinden wurden zunächst noch vom „Breisgauischen KammeralAmt des Rheinthals in Nollingen“ verwaltet. 1807 wurde die ehemalige Landschaft Rheintal dem neu geschaffenen badischen Bezirksamt Beuggen zugeordnet,[4] das aber schon 1810 aufgelöst wurde.[5] Die Gemeinden wurden auf die Bezirksämter Lörrach, Schopfheim und Säckingen aufgeteilt.
Die Modalitäten der Aufteilung der Kameralherrschaft Rheinfelden auf den schweizerischen Kanton Aargau und das Großherzogtum Baden wurden erst im September 1808 in einem für Baden von Joseph Albrecht von Ittner abgeschlossenen Vertrag geregelt.[6]
Umfang
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kameralherrschaft Rheinfelden war in drei Landschaften gegliedert zu denen folgende Orte gehörten:[2]
Landschaft Fricktal
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zur Landschaft Fricktal gehörten folgende Ortschaften die heute dem Bezirk Laufenburg des Kantons Aargau zugeordnet sind:
Landschaft Möhlinbach
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zur Landschaft Möhlinbach gehörten folgende Ortschaften die heute dem Bezirk Rheinfelden des Kantons Aargau zugeordnet sind:
* Gerichtsherrschaft im Besitz der Freiherren von Schönau
Landschaft Rheintal
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1803 lebten in der Landschaft Rheintal 3802 Personen – alle waren katholisch.[7] Zur Landschaft Rheintal gehörten 1803 noch folgende heute zum baden-württembergischen Landkreis Lörrach gehörige Ortschaften:[8]
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Im Wesentlichen das Gebiet der heutigen Stadt Rheinfelden (Baden) ohne den Besitz der Deutschordenskommende Beuggen um Beuggen[9], aber mit dem Dorf Wyhlen, das heute ein Ortsteil von Grenzach-Wyhlen ist.
Kaiserin Maria Theresia war zu Beginn des österreichischen Erbfolgekriegs in einer schwierigen Lage und bereit Rechtsansprüche zu verkaufen, wodurch auch die Kameralherrschaft Rheinfelden leicht eingeschränkt wurde.
Grenzach
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis 1741 hatte Vorderösterreich noch Rechte im Ortsteil Unter der Straß des Dorfes Grenzach,[10][11] weshalb in einigen Darstellungen auch Grenzach als Teil der Landschaft Rheintal aufgeführt wird.[12] Der bedeutendere Ortsteil Ob der Straß gehörte jedoch vermutlich schon unter den Edelfreien von Rötteln zur Herrschaft Rötteln. Seit dem 14. Jahrhundert lag die Landeshoheit bei den Markgrafen von Hachberg-Sausenberg.[13]
Karsau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu Karsau gehören Beuggen und Riedmatt. In Beuggen hatte die Deutschordenskommende Beuggen die Ortsherrschaft. Am 28. Januar 1739 übergab das Hauses Österreich auch die „hohe und mittlere Jurisdiktion zu Beuggen, Karsau und Riedmatt sowie die Forst- und Jagdgerechtigkeit im Beuggener und Hagenbacher Wald“ an die Deutschordenskommende Beuggen,[14] womit diese Orte aus der Landschaft Rheintal ausschieden.[15]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Anton Senti: Recht, Brauch und Symbol im Grenzwesen der alten Herrschaft Rheinfelden. In: Vom Jura zum Schwarzwald, 14. Jahrgang (1939), S. 8–58 Digitalisat e-periodica, doi:10.5169/seals-747774
- Anneliese Müller: Die vorderösterreichische Kameralherrschaft Rheintal um 1802/1803. In: Das Markgräflerland, Band 1/1996, S. 144–174 Digitalisat der UB Freiburg
- Anton Senti: Die Herrschaften Rheinfelden und Laufenburg. In: Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde. Hrsg. vom Alemannischen Institut unter Leitung von Friedrich Metz / Freiburg i. Br.: Rombach, 1958; 2., erweiterte und verbesserte Aufl. 1967, S. 401–430
- Markus Lutz: Das Vorderöstreichische Frickthal in historisch-topografischer Hinsicht, Basel 1801 Google-Digitalisat
- Erhard Richter: Wie die vorderösterreichische „Landschaft Rheintal“ badisch wurde. In: Das Markgräflerland, Jg. 2010, Bd. 1, S. 60–70 Digitalisat der UB Freiburg
- Nepomuk Stork, Paul Rothmund (Hrsg.): Beschreibung der Landschaft Rheintal in der vorderösterreichischen Herrschaft Rheinfelden, Rheinfelden 1988 (Transkription einer Akte des Generallandesarchivs Karlsruhe Nr. 229/86 343)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Altes Archivgut – Fricktal. (PDF; 84 kB) Staatsarchiv Aargau, 10. August 2006, S. 1, abgerufen am 19. März 2015.
- ↑ a b Walter Hochreiter, Eva Gschwind, André Salvisberg, Dominik Sieber, Claudius Sieber-Lehmann: Drinnen, draussen, dabei. Geschichte der Stadt Rheinfelden. Hrsg.: Stadt Rheinfelden [Schweiz]. verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2014, ISBN 978-3-89735-800-3, S. 336.
- ↑ siehe Großherzoglich Badisches Regierungsblatt vom 26. August 1809, S. 297 „Breisgauisches KammeralAmt des Rheinthals in Nollingen“ [1]
- ↑ Regierungsblatt des Großherzogthums Baden, Nr. 23 vom 7. Juli 1807, S. 93-100; hier S. 95
- ↑ Beilage Lit. A: zum Organisations-Rescript vom 26. November 1809. In: Großherzoglich Regierungsblatt Nr. L vom 9. Dezember 1809, S. 403–414; die neue Organisation sollte gemäß Organisations-Rescript spätestens per 23. April 1810 umgesetzt sein
- ↑ Großherzoglich Badisches Regierungsblatt vom 26. August 1809, S. 289–302 Digitalisat der BLB Karlsruhe
- ↑ Nepomuk Stork, Paul Rothmund (Hrsg.): Beschreibung der Landschaft Rheintal in der vorderösterreichischen Herrschaft Rheinfelden, Rheinfelden 1988, S. 74.
- ↑ Bei Anton Senti: Die Herrschaften Rheinfelden und Laufenburg. In: Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde. Hrsg. vom Alemannischen Institut unter Leitung von Friedrich Metz / Freiburg i. Br.: Rombach, 1958; 2., erweiterte und verbesserte Aufl. 1967, S. 429 werden noch Grenzach und Karsau aufgeführt, während Adelhausen und Nordschwaben fehlen. Vermutlich wurden sie ausgelassen, weil es Filialorte waren.
- ↑ Beuggen - Wohnplatz – Historisches Ortslexikon Baden-Württemberg. In: LEO-BW, Landesarchiv Baden-Württemberg.
- ↑ Generallandesarchiv Karlsruhe 21 Nr. 3350.
- ↑ Generallandesarchiv Karlsruhe 21 Nr. 468.
- ↑ z. B. Anton Senti: Die Herrschaften Rheinfelden und Laufenburg. In: Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde. Hrsg. vom Alemannischen Institut unter Leitung von Friedrich Metz / Freiburg i. Br.: Rombach, 1958; 2., erweiterte und verbesserte Aufl. 1967, S. 429
- ↑ Grenzach-Wyhlen. C. Geschichte der Gemeindeteile. Grenzach. In: Abteilung Landesbeschreibung des Staatsarchivs Freiburg im Breisgau (Bearbeiter): Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg. Der Landkreis Lörrach. Band I. A. Allgemeiner Teil. B. Gemeindebeschreibungen Aitern bis Inzlingen. C. Quellen und Literatur. Herausgegeben von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Lörrach. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1993, ISBN 3-7995-1353-1, S. 835–836.
- ↑ Generallandesarchiv Karlsruhe 18 Nr. 45.
- ↑ Franz Kreutter: Geschichte der k. k. Vorderösterreichischen Staaten. Aus Urkunden, gleichzeitigen Geschichtsschreibern und anderen reinsten Quellen gezogen von einem Kapitular des Fürstl. Reichstifts St. Blasi auf dem Schwarzwalde, Fürstliches Reichsstift, St. Blasien 1790, Erster Theil 1, S. 576 Google Digitalisat